Und noch ein Höhepunkt – und ein Abschluss!

Dienstag, 10. Juni 2025

Der Morgen startet mit angenehmen 21°, die Schuhe sind von gestern noch feucht, aber die werden bei den heutigen Temperaturen schnell trocknen.

Fünf Kilometer nach dem Start und 16 Stunden nach dem topographischen erreiche ich jetzt den landschaftlichen Höhepunkt der Tour: die Gorges der Galamus. Und diese Schlucht ist einfach fantastisch: eine schmale Straße, in den Fels gehauen mit vielen kleinen Kurven. Immer wieder Tiefblicke in die an ihrem Fuß nur 2 m breite Schlucht. Ich kann mich gar nicht satt sehen und mache so viele Foto- und Filmstopps, dass ich ohne die, aber zu Fuß wahrscheinlich schneller wäre. Egal! Wenn ich schon keine Begleitung habe, mit der ich das Erlebnis teilen kann, schlägt sich meine Begeisterung eben im Silizium nieder.

Danach folgt eine kilometerlange und kurvenreiche Abfahrt nach Saint Paul de Fenouillet, wo es den ersten Kaffee des Tages gibt. Danach geht es wieder 200 m hoch und auf der Auffahrt strömt ein würziger Duft nach Macchia in meinen Nase. Das Mittelmeer ist nicht mehr weit!

Nach einer letzten (?) Steigung nach Lesquerde folgt wieder eine kilometerlange Abfahrt nach Maury, auf der ich nichts weiter tun muss, als die Kurven und den Fahrtwind zu genießen.

Aber natürlich war das doch noch nicht die letzte Steigung. ich fahre auf Landwirtschaftswegen Richtung Tautavel hoch durch Weinberge, die riechen, als wären sie erst vor kurzem gespritzt worden. Bei 32 Grad im Schatten (den ich nicht habe) ist das schon irgendwie atemberaubend.

Richtung Mittelmeer nimmt der Wind zu und er kommt von Osten, von vorne, was das jetzt ein bisschen zweischneidig macht: einerseits ist das Fahren anstrengender, andererseits ist er kühler als die umgebende Luft (die Temperatur in der Sonne beträgt 42 Grad).

In der Tourist Office in Tautavel fülle ich meine Wasserflaschen noch mal auf, denn ich habe weitere 200 m Steigung vor mir. Wieder geht es durch eine Schlucht, schön zwar, aber auch wieder anstrengend. Im Tourist Office wurde mir noch erzählt, dass man hier den Pic du Canigou sehen könnte, was meine Peakfinder-App auch bestätigt, nur dass der heute im Dunst verschwimmt wie so viele andere Pyrenäengipfel zuvor in den Wolken. In der Richtung, in der ich ihn sehen sollte, sehe ich jedenfalls: nichts! Schade, das war dann meine letzte Chance, einen meiner Pyrenäenberge von 2021/22 zu sehen.

Und wieder so eine angenehme Abfahrt: ins Tal des Agly, nur dass mittlerweile auch der Fahrtwind nicht mehr kühlt, sondern mir wie eine warme Brühe um den Körper fließt. Unten im Tal erwartet mich dann wieder Weinanbau inkl. Spritzmittelgeruch.

In Cases-de-Pène grätscht mir das Rathaus ins Auge, das zeigt, wie man einem eigentlich hässlichen Gebäude durch ein bisschen kreativ eingesetzter Farbe Attraktivität abgewinnen kann! Der Ort wird mir aber auch aus einem anderen Grund noch in guter Erinnerung bleiben: Als ich gerade meine Wasserflasche umfülle, kommt eine Frau auf mich zu und fragt, ob ich genug Wasser habe. Sie schenkt mir eine Flasche aus ihrem wohl gerade getätigten Supermarkteinkauf, den sie aus ihrem Auto lädt. Als ich eine zweite dankend ablehne, drängt sie mir noch ein Eis am Stiel auf! Wow!

Cases-de-Pène

Und dann kommt tatsächlich noch ein Anstieg, jetzt aber wirklich der allerletzte, sagt mein Navi, dafür mit einer Schlusssteigung von 11% getreu dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“. Und sie bringt mich: zu einer Baustelle (!), um die ich mein Rad über den benachbarten Acker schieben muss.

Peyrestortes ist ein Krampf! Die Wegausschilderung ist offenbar komplett eingestellt, der Weg ist kaum zu finden und entpuppt sich dann als eine Schlagloch-übersähte Schotterstrecke, die auch wieder plötzlich in einer Baustelle endet, obwohl dieses katastrophale Wegstück die einzige Möglichkeit für Radfahrer ist, nicht auf die Autobahn zu geraten.

Die Landschaft ist jetzt flach und langweilig. Die Wege werden hinter Peyrestortes immerhin wieder besser, auch wenn ich viele große Straßen über- oder unterqueren muss.

Als ich mich schon darauf eingestellt habe, dass es auf den letzten 15 Kilometern nur noch ums Ankommen geht, finde ich mich plötzlich doch wieder auf einem schönen Radweg mit fester Oberfläche wieder, der auf der Nordseite des Agly verläuft, der sich hier langsam dem Meer öffnet. Sumpfgras, quakende Frösche und zwitschernde Vögel begleiten mich auf den letzten Kilometern nach Le Barcarès, dem Zielpunkt der VeloSud.

Angekommen! Aber da ich noch Zeit habe, werde ich noch ein Stück weiter am Mittelmeer entlang Richtung Osten radeln. Nur morgen noch nicht. Da gibt’s erst einmal einen Ruhetag!

Nachsatz: Nachdem ich jetzt endlich herausgefunden habe, wie ich die GPX-Tracks aus meinem Garmin heraus bekomme, habe ich die Artikel der letzten Tage aktualisiert, sie haben jetzt alle noch eine Karte bekommen – bis auf einen, dessen Track mir verloren gegangen ist. Shit happens!

Time:
10.6.2025, 08:52:
Duration:
04:45:09
Ascent/Descent:
1625 m 1225 m
Distance:
80.52 km
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