Ruhetag und Me(h)r

Mittwoch, 11. Juni 2025 – Ruhetag

Das Frühstück nehme ich vor dem Hotel ein und schaue den Marktbeschickern beim Aufbau des Wochenmarktes zu. Von Obst und Gemüse über Kosmetik bis zu Kleidung und Modeschmuck gibt es alles, was des Touristen Herz begehrt. Ein paar Einheimische finden sich auch noch im Publikum, aber die sind längst zur Minderheit geworden, seit Le Barcarès einmal ein Fischerdorf war.

Ich nutze den Tag, um den Blog zu aktualisieren, gehe schwimmen, schone mein Knie und plane die nächsten Tage.

Donnerstag, 12. Juni 2025

Heute ist es windig und natürlich kommt der Wind von vorne. Da werde ich mich wohl auf ein gemütliches Fahren einstellen müssen. Aus Le Barcarès hinaus geht es zunächst mal entlang von Mietshäusern und Bettenburgen.

Nach wenigen Kilometern heißt es dann mal wieder „Route barrée“, kein Umleitungsschild, noch nicht mal für Autofahrer, für Radfahrer sowieso nicht. Aber der Kopf ist ja rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. Das Rad dann halt auch.

Dann komme ich zur Lydia, einem bald 100 Jahre alten Fracht- und Passagierschiff, das 1967 von der Gemeinde als Touristenattraktion hier in den Sand gesetzt wurde. Dafür musste übrigens extra ein Transportkanal gegraben werden. Heute ist sie bestückt mit Museum, Restaurant, Diskothek und Kasino.

Dann fahre ich am Etang de Leucate entlang, einer riesigen Lagune, die vielfältig genutzt wird; zur Austernzucht wie auch zum Windsurfen. Der Radweg verläuft bald schön abseits der Straße durch Kiefernwälder.

Port Leucate ist eine Ansammlung von Imbissbuden und Fischrestaurants. Wäre es nicht noch so früh am Tag, hätte ich jedenfalls die Qual der Wahl!

Port Leucate

In Leucate springt mir mal wieder eine Boulangerie in den Weg und zwingt mich zum Anhalten. Ich habe ja schon öfter Oscar Wilde zitiert. Sein bester Satz ist für mich immer noch: „Ich kann Allem widerstehen, außer der Versuchung“. Tja, so isses! Dafür geht es anschließend gestärkt weiter.

Während ich durch Hunderte von Hektar Weinanbaufläche radel, sehe ich in 3 km Entfernung die Lastwagen in dichter Folge auf der A9 von Perpignan nach Narbonne. Schön, dass die so weit weg sind. Ach ja, eine kleine Steigung muss ich auch mal wieder bewältigen, denn ich bin hier am östlichen Ende der Corbières, einem Gebirgsrücken, der sich von hier aus ca. 130 km ins Landesinnere erstreckt und dessen höchster Punkt übrigens der Pic der Bugarach ist.

Als ich in einer Bar in Port la Nouvelle nach Wasser frage, bekomme ich meine Flaschen erst ausgespült und dann mit gut gekühltem Wasser aus dem Zapfhahn wieder aufgefüllt. Von dem Service kann man in Deutschland nur träumen!

Dann fahre ich 10 km idyllisch am Canal de la Robine entlang. Links von mir der Kanal, dahinter auf einem zeitweilig sehr schmalen Damm, auf den nebenbei noch eine Eisenbahnstrecke passt, die Lagune und rechts von mir das Meer. So idyllisch die Gegend auch ist, Mann und Material werden hier ordentlich durchgeschüttelt. Aber wie sagt der Rheinländer: „et hätt och schlimmer kumme könne!“ Wenn es regnen würde z. B., dann würde die Strecke im Morast versinken.

Canal der la Robine

Der Wind kommt mehr von der Seite als von vorne, sodass ich besser voran komme als gedacht. Dafür ist der Himmel allerdings auch grauer als gedacht und ich bin mir nicht sicher, ob ich tatsächlich heute trocken bleibe, obwohl die Vorhersage überhaupt keinen Niederschlag prophezeit hat.

Gruissan

Und dann wieder mal eine Baustelle: Baumpflegearbeiten. Diesmal heißt es wirklich „ne pas passer“. Ich suche eine Alternative und finde eine. Der Preis sind einige Kilometer Landstraße bei strammem Gegenwind.

„Ne pas passer!“

Bald bin ich wieder am Meer. Hier folgt Badeort auf Badeort und Campingplatz auf Campingplatz. Die südfranzösische Küste hat hier landschaftlich zwar nicht viel zu bieten, aber sie hat Meer und sie hat Strand und von beidem reichlich. Das reicht für genügend touristisches Interesse.

Die Nacht verbringe ich auf einem Zeltplatz. Ich habe zwar kein funktionsfähiges Zelt mehr, aber die Nacht ist trocken angesagt und dann kann man auch ohne Zelt zelten, finde ich.

Time:
12.6.2025, 09:10:
Duration:
04:41:53
Ascent/Descent:
426 m 427 m
Distance:
83.39 km
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