Nur Sand und Wasser

Samstag, 6. Juli

Vor mir wirft das Meer Sand und weißen Schaum auf den Strand, hinter mir zetern die Lärchen überm Strandgras. Der nördlichste Punkt Deutschlands hat keine Markierung, er verändert sich auch ständig. Alles, was es hier gibt, ist Sand und Wasser. Und der Blick hinüber nach Rømø, der südlichsten dänischen Insel.

Der nördlichste Punkt Deutschlands

In seinem Liebeslied an Deutschland hat Stephan Sulke auch einen Eindruck von Sylt wiedergegeben:

Sie sagt, sie habe ihr Bahama
und nennt’s geheimnisvoll verlockend Sylt
doch meist, statt blauem Panorama
wird man dort von der Nordsee angebrüllt

Stephan Sulke, „Germania“, 1977

Offensichtlich lag er nicht ganz verkehrt.

Hier oben am Strand beginnt nun also meine Reise durch Deutschland. Mal schauen, was sie bringt. So einsam wie im Moment bleibt sie sicher nicht.

In den Dünen am Sylter Ellnbogen

Schon bald nimmt die Menschen- und Fahrraddichte zu, je weiter ich nach Süden Richtung Kampen fahre. Das „Rote Kliff“ ist mein nächstes Ziel, eine 30m hohe Steilküste aus eiszeitlichem Geschiebeschutt, dessen eisenhaltige Bestandteile rötlich oxidiert sind. Fast noch spannender ist, dass trotz des nassen und windigen Wetters der ein oder andere im Meer badet! Dabei bin ich auch unterwegs schon ausreichend geduscht worden!

Und überhaupt ist die Dusche jetzt öfters an. Am Mittag flüchte ich mich in ein Fischrestaurant, am Nachmittag in ein Café und dazwischen erwischt es mich einfach so. Trotzdem ist meine Sightseeing-Tour auf Sylt noch nicht zu Ende. In Westerland gibt es schönen Friedhof. Schön insofern, als es ein „Friedhof der Heimatlosen“ ist. Hier liegen an die Strände Sylts gespülte unbekannte Leichen, ertrunkene Seeleute wohl zumeist. Der Friedhof wurde 1854 vom damaligen Strandvogt gegründet und wurde bis 1905 genutzt.

Einen letzten Punkt wollte ich auch unbedingt noch sehen: die erste personalfreie Bäckerei-Filiale. Und das nicht etwa, weil der Thomas Raffelhüschen, der den Familienbetrieb in vierter Generation führt, Personal einsparen wollte. Sondern, weil er zu wenig davon hat. Gründe sind neben dem mittlerweile allseits bekannten und genannten Fachkräftemangel die hohen Mieten und Lebenshaltungskosten auf Sylt, die sich eine Verkaufskraft schlicht nicht mehr leisten kann – Nachteil einer Insel, die vom Tourismus lebt!

Time:
6.7.2024, 10:47:2
Duration:
05:08:58
Ascent/Descent:
183 m 164 m
Distance:
29.04 km
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Ralf Boden
Ralf Boden
3 Monate zuvor

Der nimmermüde Länderquerer is on the road again.
Ich wünsche dir allzeit kräftigen Rückenwind und möge dieser nie dein eigener sein! 😉

Tuula
Tuula
3 Monate zuvor

Blöde Besserwisserei des Rechtschreibtools… Ich schrieb PERSONALFREIEN

Tuula
Tuula
3 Monate zuvor

Bezahlt man in dieser Personalwesen Bäckerei gar nicht?!?