Bin ich gestern in den Mährischen Karst gefahren, so fahre ich heute hindurch. Direkt hinter Sloup stehen die ersten Kalktürme und sind die ersten Grotten und Höhlen zu sehen. Ich fahre in das Punkwatal, das hier ein Trockental ist, da das Wasser sich seinen Lauf durch den Schweizer Käse des Untergrunds gesucht hat. Der Weg ist phantastisch, asphaltiert, autofrei, durch ein tief eingeschnittenes Tal. So ähnlich wie gestern, nur diesmal auch noch bergab – ein Radelgenuß! Nach einigen Kilometern komme ich zum Eingang der Punkwa-Höhlen. Autofahrer kommen hierher mit der Seilbahn – bergab! Als Radfahrer hat man Parkplätze, die Höhlen liegen direkt am Eurovelo 9!.
Ich habe Glück, nur wenige Minuten nach meiner Ankunft beginnt eine Führung. Ich verstehe zwar nichts (alles auf tschechisch), aber ich habe einen Handzettel auf Deutsch bekommen und überhaupt ist das Schauen in einer solchen Tropfsteinhöhle das Wesentliche, Nur bleibt dafür eigentlich zu wenig Zeit. Recht schnell werden wie hindurchgeschleust iund stehen auf einmal am Grund der Macocha-Schlucht. Fast 140 Meter ist hier die Erde über der Höhle eingebrochen und hat so eine Doline erzeugt. Fantastisch, wenn man von unten die steilen Waldhänge hinaufschaut und gleichzeitig der Blick durch das Höhlendach eingegrenzt wird. Es gelingt mir nicht, den Eindruck in ein Foto zu transportieren, den werde ich wohl in meinem Biospeicher festhalten müssen.
Und schon werden wir weiter komplimentiert zur Bootsfahrt. Denn jetzt geht es auf der Punkva, die hier unterirdisch fließt, durch weitere Höhlengänge und -dome zurück zum Eingang, wo der Fluss endlich zu Tage tritt und mich auf meiner Weiterfahrt noch ein ganzes Stück begleitet.
Nächste Station: Brünn. Hier gibt es mal wieder ein UNESCO-Weltkulturerbe: die Villa Tugendhat. Es ist eine 1929 – 1930 errichtete Villa nach Plänen von Mies van der Rohe und wenn ich’s mir recht überlege: trotz des damals sicher revolutionären Entwurfs ist es wohl nicht mein Stil. Wenn ich lese, dass er mit der Farbgebung im Innenbereich den sich ständig wandelnden Farben der Natur entgegenarbeiten wollte, dann weiß ich, dass das nicht meinem Architekturverständnis entspricht.
Ich fahre nur kurz für eine Mittagspause ins Zentrum. Dabei spricht mich ein Ehepaar aus dem Rheingau an – Auslöser war die Route auf dem Rücken meines Trikots, die doch immer wieder als „Türöffner“ dient. Sie, gebürtige Tschechin, sogar aus Prag, schwärmt regelrecht von Brünn, so dass ich mich schon frage, ob ich wirklich direkt weiter fahren soll. Aber andererseits kann man nie alles sehen. Wir kommen „vom Hölzchen aufs Stöckchen“, die Mittagspause wird immer länger, ein Espresso kommt hinzu, aber schließlich verabschieden wir uns doch. Solltet Ihr zwei das hier lesen, dann nochmals herzlichen Dank für das anregende Gespräch und Dir, Karl (entschuldige, dass ich jetzt einfach zum Du übergehe, das mache ich bei Menschen, die mir sympathisch sind, fast automatisch) nochmals alles Gute zum Geburtstag und insbesondere zum zweiten Leben!
So, auf nach Süden, wahrscheinlich morgen schon verlasse ich Tschechien. Ich finde eine Zeltmöglichkeit am Yachtclub von Pasohlávky an einem schönen südmährischen See.
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Karst-Höhlen sind immer wieder toll. Ich bin überrascht, dass Du in der Höhle fotografieren durftest – das kenne ich sonst von nirgendwo…
VG
Viktor