Das Frühstück ist in Tschechien nicht so üppig wie in Polen. Allerdings habe ich noch nirgendwo anders ein reichhaltigeres Frühstück erlebt! Wurst und Käse gibt es nicht, immerhin Gurken und Tomaten, außerdem Körnerbrötchen, die aber schnell vergriffen sind. Und dass man hier nach der Butter nachfragen muss, die andere Gäste offenbar bereits aufgebraucht haben, ist nicht besonders aufmerksam.
Egal, ich werde satt. Und dann geht es gleich an die höchste Erhebung meiner Tschechien-Route. Ich muss über das Altvater-Gebirge, das auch eine Wasserscheide darstellt. Fuhr ich gestern noch an einem Nebenfluss der Oder entlang, die nach Norden in die Ostsee entwässert, werde ich heute dem Marchtal (tschechisch: Morava) folgen, das in die Donau und damit letztlich ins Schwarze Meer entwässert. Immerhin ist die Steigung erträglich und gleichmäßig – zumindest bis kurz vor Schluss. Dann muss ich doch noch ordentlich pumpen, bis ich auf 766 m Höhe angekommen bin. Ich belohne mich mit einem Cappuccino auf dem „Pass“. Hier gibt es etliche Gasthöfe, Cafés und Pensionen – das ist offenbar ein Skigebiet, wie zahlreiche Lifte belegen.
Für die anschließende Abfahrt muss ich mir erstmals auf dieser Tour eine Jacke überziehen, ohne dass es regnet. Bei Geschwindigkeiten von 40 – 50 km/h ist es doch zu kühl, um nur im Trikot abzufahren. Gerade will ich das Hohe Lied auf die Wegequalität in Tschechien singen, als der Gegenanstieg auf Schotter erfolgt und auch eine anschließende Abfahrt. Zum Glück nur kurz. Und danach läuft es wunderbar auf asphaltiertem Waldweg die junge Morava entlang. Die Waldabfahrt endet auf der Straße, es folgt ein erneuter Gegenanstieg mit ein paar garstig steilen Einlagen. Auf einer Wiese mit Panoramablick und absoluter Stille – außer leichtem Blätterrauschen hört man nichts – mache ich Mittagspause. Es ist so friedvoll hier, dass ich mich zu einem kurzen Powernapping hinreißen lasse.
Anschließend geht es auf einem wunderbaren Höhensträßchen immer leicht auf und ab bis zur endgültigen Abfahrt, bei der es von gut 600 wieder auf knapp 300 Meter runtergeht, dass mir der Wind nur so um die Ohren rauscht. Bei einem kurzen Fotostopp werde ich mal wieder von einem Hund verbellt, aber auch zwei Kinder kommen aus einem Haus und reden in Tschechisch auf mich ein – keine Chance, uns zu verständigen. Da fällt mir ein, dass ich noch ein paar Kekse in der Fahrradtasche habe und biete ihnen einen an. Einen, dachte ich! Aber so schnell kann ich gar nicht gucken, wie der Junge sich gleich drei greift und auch noch einen vierten, bevor ich die Packung zurück ziehen kann. Ich liebe höfliche Kinder! 😉
Heute mache ich in LeštinaSchluss, nach den vielen gepäckbeladenen Höhenmetern reicht es mir und Olmütz, mein morgiges Ziel ist nicht mehr so weit weg. Ich finde ein „Guest House“, in dem ich weniger für die Nacht zahle als auf dem Campingplatz in Breslau – dafür habe ich aber ein eigenes Zimmer, eine richtige Matratze und ein eigenes Bad! Versteh das einer!
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Sieht nach richtig schöner Mittelgebirgslandschaft aus. Schon interessant, wie viele schöne Stellen in Europa kaum jemand kennt…
VG
Viktor