Nach einer warmen, aber trotz Flughafennähe erstaunlich ruhigen Nacht bekommen wir einen Kompressor geliehen und können mit einem etwas wackeligen Adapter unsere Räder wieder aufpumpen. Allerdings muss ich dabei auch ein paar Schläuche richten, die sich durch das Schieben der Räder bei voller Beladung und luftleeren Reifen verschoben hatten und jetzt – letztlich vom Ventil fixiert eine S-Kurve im Mantel bilden.
Dann fahren wir erst über Straßen, dann durch Wald und schließlich wieder über Straßen nach Prag hinein, bis wir auf einmal das Kloster Strahov wiedererkennen, dass uns bei unserem Besuch vor wenigen Jahren mit seiner fantastischen Bibliothek beeindruckt hat. Wir kommen zwar nicht direkt dort vorbei, aber dafür stehen wir auf einmal mitten im Hradschin, dem Prager Schlossberg. Und damit mitten in den Touristenmassen (deren Teil natürlich auch wir sind), den scheinbaren „Oldtimern“, mit denen in Prag Touristen gerne herumkutschiert werden, vielen Selfie-Sticks und einem babylonischen Sprachgewirr. Und beeindruckend ist das architektonische Ensemble natürlich trotzdem!
Obwohl wir Prag nur eine Stippvisite abstatten wollten (wir waren ja vor wenigen Jahren erst ein paar Tage hier), muss eine Überquerung der Moldau über die Karlsbrücke natürlich trotzdem sein! Damals war es April, erstaunlich kalt, früher Vormittag und wenig los. Heute ist es schwül-warm, Mittag und absolut überfüllt. Dass an Fahren nicht zu denken ist, war uns vorher klar, aber dass man auch kaum gehen kann, schockt dann schon ein wenig.
Genug Prag für dieses Jahr! Wir steigen in den Zug – schließlich heißt das Ziel ja „Elbe“. Mit zweimal Umsteigen wollen wir nach Vrchlabi (Hohenelbe). Die Umsteigezeiten sind abenteuerlich (beim zweiten Mal nur zwei Minuten!), die Bahnhöfe außerhalb Prags auch: Bahnsteige sind nur einen Meter breit und um den Anschlusszug zu erreichen, müssen die Gleise überquert werden. Auch werden die Züge mit jedem Umsteigen kleiner, aber es klappt alles, die Züge warten jeweils und die Schaffner sorgen dafür, dass auch wir mit unseren Rädern und allen Gepäcktaschen noch hineinkommen. Langsam, aber stetig ändert sich die Landschaft, nachdem wir die an Pariser Banlieues erinnernden Prager Vorstädte hinter uns gelassen haben: grüne Felder wechseln sich mit ebenso grünen Wäldern ab, während deren Physiognomie immer welliger wird. Schließlich sehen wir die Berge des Riesengebirges unter grau dräuenden Wolken – laut Wettervorhersage soll es aber erst in drei Tagen gewittern – ich hoffe, das Wetter weiß das!
In Vrchlabi finden wir einen schön gelegenen Zeltplatz am See, wo wir unser neues Zelt erstmals außerhalb des Wohnzimmers aufbauen 🙂
21 km / 140 Hm