Sonntag, 8. Juni 2025

Aus Foix heraus überholt mich beim Anfahren an einer Ampel ein Jugendlicher E-bike-Fahrer, dann geht’s für uns zwei bergab und ich bin nur wenige Meter hinter ihm, als er nach rechts auf einen Parkplatz schwenkt und abbremst, um dann plötzlich vor mir nach links in eine Einfahrt hinüber zu ziehen. Nur mit Mühe und einer Vollbremsung kann ich einen Zusammenstoß verhindern. Puh! Ich weiß ja, dass sich in der Pubertät das Gehirn neu sortiert, aber kann man wirklich innerhalb von fünf Sekunden vergessen, dass man gerade jemanden überholt hat?
Nach wie vor hängt es grau über den Pyrenäen. Ich bin gespannt, ob ich auf dieser Tour überhaupt noch einen Pyrenäengipfel sehen werde.

Heute fährt es sich viel angenehmer als gestern noch. Es ist trocken, die Temperatur beträgt 20 Grad und so bringt mich ein erster Anstieg auch gleich ins Schwitzen.
Nach gut 20 km bin ich in Pamiers. Obwohl die Außenbezirke, durch die die VeloSud an der Stadt vorbei geht, nicht besonders einladend aussehen, fahre ich hinein. Nicht nur die Aussicht auf einen Kaffee ist verlockend, hier soll auch das Mittelalter wieder sehr präsent sein.

Aber zuerst fällt mir der Markt auf – am Pfingstsonntag. Auch die Kathedrale St Antonien mit ihrem achteckigen Turm und einigen großen Wasserspeiern sieht spektakulär aus. Da gerade Messe ist, gehe ich nicht hinein.

Für einen Kaffee und ein Palmier hat es in Pamier gereicht (nettes Wortspiel), viel Mittelalter habe ich letztlich aber nicht gesehen.
Und dann geht es wieder auf eine alte Eisenbahntrasse, zwar kiesig, aber die Nässe des gestrigen Tages ist abgetrocknet. Das fährt sich vergleichsweise locker.

Den Namen des Dorfes kenne ich nicht und ich will auch schon vorbeifahren, da buhlt Grillgeruch um meine Aufmerksamkeit. Hier ist gerade Flohmarkt, verbunden mit einer Art Dorffest und natürlich gibt’s da auch etwas zu Essen. Da gerade Mittag ist, nutze ich die Gelegenheit und kaufe eine frisch gegrillte Merguez (eine der ganz wenigen Würste, die ich mag) im Baguette und dazu gibt’s eine Orangina. Das geht außerdem schneller und günstiger, als wenn ich mir in Mirepoix etwas suche. Witzig: Gegen einen geringen Aufpreis als „Menü“ geordert, gäbe es eine Packung Chips dazu!

In Mirepoix bin ich weitere 20 vogelbezwitscherte Bahnradwegminuten später. Der Kern der ehemaligen Katharer-Stadt ist seit ihrem Wiederaufbau nach einer katastrophalen Überflutung 1289 in nahezu unverändertem Zustand. Der zentrale Platz mit seinen zweigeschossigen Häusern ist ein Traum. Alle Häuser ruhen auf zum Platz hin offenen hölzernen Arkaden, die heute natürlich von Cafés, Restaurants, Bistros und Geschäften genutzt werden. Klar ist das touristisch. Zu diesem Eindruck trägt auch das (wohl permanent installierte) Kinderkarussell bei und die Bühne, auf der eine Chansoniere einige Paare zum Tanzen bringt. Aber schön ist es trotzdem!










Weiter geht es auf der Bahntrasse! Vorbei an der Burg(ruine) Lagarde. Und dann geht es wieder mal in einen Tunnel. Die Kälte darin spürt man schon 40 m vor dem Eingang. Toll ist aber, dass alle Tunnel auf der Strecke beleuchtet sind, was bei Längen von mehreren hundert Metern sehr sinnvoll ist!



In Chalabre ist es dann vorbei mit den Bahnradwegen. Hier fahre ich die letzten acht km des Tages bis zu meiner Unterkunft auf der Straße. Eine schöne Hügellandschaft tut sich nun auf, während ich durch die weite Talaue des kleinen Flüsschens Blau fahre. Und Straße? Ist halb so wild. Kaum Verkehr und dafür genügend Platz.

Dieser Tag verlief übrigens komplett regenfrei – der erste in acht Tagen!

Time: 8.6.2025, 09:42:4 |
Duration: 04:26:24 |
Ascent/Descent: | Distance: 80.66 km |
Das Stadtbild von Mirepoix sieht wirklich einmalig aus!