Müde im Regen auf der Bahn

Samstag, 7. Juni 2025

Das B&B, in dem ich in dieser Nacht untergekommen bin, ist ein Traum. Eigentlich. Ein schönes altes Haus, großes Zimmer, großes Bad. Ein Wohnzimmer, das von allen Gästen genutzt werden kann, Terrasse und Garten. Wenn da nur nicht dieser intensive florale Geruch wäre. Ich habe zwar bequem gelegen, aber kaum geschlafen weil ich ihn die ganze Nacht in der Nase hatte und meine Neuronen konstant „Achtung, kontaminierte Luft!“ gefeuert haben.

Nun wollte ich in diesem Absatz gerade zu einer Tirade über den unsinnigen Gebrauch von Raumspray ansetzen (hatte ich in Pau schon!), als ich merke, dass genau vor meinem Fenster ein blühender Jasminstrauch steht. Und weil ich die Fenster aufgerissen habe, um frische Luft ins Zimmer zu lassen, habe ich mir den auch noch selber hineingelüftet!

Heute morgen regnet es. Was ist das nur für ein Wetter? Jetzt bin ich schon eine Woche unterwegs und habe noch nicht einen Pyrenäengipfel gesehen. Aber: et iss wie et iss! Dafür fahre ich gleich nach St. Girons. Heute ist dort Markt und es soll einer der schönsten Märkte Frankreichs sein, sagt meine Vermieterin!

Ich bin müde – kommt wahrscheinlich vom schlechten Schlaf. Da kommt es mir ganz entgegen, dass ich erstmal wieder kilometerlang Bahntrassenradweg fahren kann. Der geht fast immer geradeaus, ich muss nicht nachdenken und die Beine machen das schon.

Auf den 20 Kilometern bs Girons bleibe ich immer wieder stehen, ziehe die Regensachen an, dann wieder aus, trinke etwas, nehme eine Ibuprofen, weil mein linkes Knie schmerzt, mache ein Foto, nutze eigentlich jede Gelegenheit für eine kurze Pause und folge ansonsten unauffällig meiner Eisenbahntrasse.

St. Girons

Wenige Kilometer vor St Girons nimmt der Regen wieder zu und ich komme nass und gut gekühlt an. Die Temperatur: 16° C. Der Markt ist groß, die Atmosphäre leidet aber unter dem Wetter. Aber ja, mit Sonne und Muße lohnt er sich bestimmt. Ich wärme mich in einem Café auf.

Was für ein Scheiß-Wetter zum Fahrradfahren! Die Krönung ist ja, dass WetterOnline behauptet „heute ist es den ganzen Tag bewölkt, aber es bleibt trocken“, während ich alles was ich an Regenklamotten im Gepäck habe, auch schon trage und mir trotzdem klatschnass vorkomme. Immerhin fahre ich auch weiter auf ehemaligen Bahntrassen, wenngleich die nicht asphaltiert sind, also schon auch immer wieder matschig. Angenehm ist natürlich, dass diese Bahnstrecke alle Unebenheiten aus der Landschaft bügelt und mir ein permanentes Auf und Ab erspart bleibt. Unanstrengend ist es dennoch nicht, da der Weg die meiste Zeit mit ein bis drei Prozent Steigung bergauf geht. Dazu kommt noch die durch den Regen aufgeweichte und dementsprechend schwere Oberfläche der Trasse.

Gegen 13 Uhr lässt der Regen nach und hört dann ganz auf. Immerhin!

Pause!

Nach einem langen Tunnel, der offenbar den bisher höchsten Punkt der Strecke markiert, kommt dann eine Gefällestrecke, die mich mit ihren 3% wieder ordentlich Kilometer machen lässt.

Es ist schon verrückt, aber heute fahre ausschließlich Bahntrassenradweg. Über 75 Kilometer bis Foix! Kurz vor meinem Zielort geht s dann sogar noch über ein Viadukt. Das landschaftliche Highlight des Tages, da von Landschaft ansonsten ja nicht viel zu sehen war!

Wenn auch die Burg um 17:00 Uhr schon ihre Pforten schließt, hat die Zeit für einen Rundgang durch die Stadt schon gereicht, mit ihrer merkwürdig kompakten ehemaligen Abteikirche Saint Volusien und der gußeisernen Markthalle aus dem 19. Jhd., die eigentlich keine Halle, sondern lediglich ein großes Dach ist, unter dem heute zwei Bistros ihre Außengastronomie betreiben – und das immerhin geht bei jedem Wetter!

Time:
7.6.2025, 09:14:1
Duration:
07:25:47
Ascent/Descent:
493 m 418 m
Distance:
72.80 km
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Viktor
23 Stunden zuvor

Ich liebe Märkte. Ist bei schönem Wetter bestimmt toll im Schatten der großen Baum-Allee.

Viktor
23 Stunden zuvor

Bei der Jasmin-Story musste ich ziemlich lachen – das ist mir so ähnlich auch schon passiert. Riecht verdünnt ja ziemlich toll, wird aber schnell zu intensiv.