Die Pyrenäen sind zu ahnen und eine ungeplante Übernachtung

Mittwoch, 4. Juni 2025

Kühl ist es heute morgen, nur 15 Grad. Die Leute laufen in Jacken rum. Ich habe mir heute dann auch mal die Armlinge angezogen. Immer noch keine Sonne und immer noch kein Pyrenäenblick. Und ich dachte, ich bin in Südfrankreich! Immerhin ist es Juni, aber es gibt nun mal keine Wettergarantie, auch hier nicht.

Radweg in Pau. Daran könnte sich Bonn mal ein Beispiel nehmen!

Hinter Pau fahre ich einen kurvenreichen Weg durch die Flussaue, auf dem der Regen der letzten Nacht lange Pfützen hinterlassen hat, die ich nur mit angezogenen Beinen durchfahre.

Diese Strecke ab Pau bis Pont d’Assat ist mit ihren vielen Kurven sicherlich keine Direktverbindung, aber wunderschön zu fahren. Danach geht es für 2 km an der Straße entlang, bevor der Weg wieder in den Feldern verschwindet. In einigen Kilometern Entfernung kann ich höhere Berge ahnen, die sich aber hinter vielen Wolken verstecken. Bei schönem Wetter müsste man hier fantastisch auf die Pyrenäen schauen können. Schade, dass das heute nicht geht.

Nach den Regenfällen der letzten Tage sind die Flüsse und Bäche offenbar kurz vor ihrer Kapazitätsgrenze. Sie kommen manchmal verdächtig nahe an meinen Weg ran.

Gegen Mittag kommt die Sonne raus in Nay, der Heimatstadt der Baskenmütze, stärke ich mich mit einem Flan und einem Kaffee au lait, bevor es weitergeht Richtung Betharram.

Langsam, aber stetig gewinnt der Weg an Höhe. Dabei ist die Neigung so gering, dass es nie unangenehm wird.

Lestelle-Betharram ist der Sitz der Ordensgemeinschaft der Betharramiten, die hier ein Kloster führen, zu der auch eine Wallfahrtskirche gehört. Die ist aber geschlossen, als ich mittags dort ankomme.

Bekannt ist Betharram auch für seine Tropfsteinhöhle, der ersten, die in Frankreich für den Publikumsverkehr geöffnet wurde. 1903 war das bereits. Dabei wurden 2,5 km Höhlengänge erschlossen. Die Höhle hat mehrere Ebenen. Es geht rund 80 Meter über 300 Stufen in die Tiefe. Es ist ja längst nicht die erste derartige Höhle, die ich besuche, aber immer wieder aus Neue faszinierend. Diese hier ist auch aktiv: durch das viele Wasser, das durch die Höhle läuft, wachsen viele Tropfsteine weiter (ein Zentimeter in 100 Jahren!) Am Schluss geht es mit der Bahn wieder raus. Draussen ist es bewölkt und es nieselt. Na toll!

Direkt hinter St. Pe de Bigorre sieht es langsam nach Pyrenäen aus: Schafe, einzelne Häuser oder Ställe vor grün bewaldeten Bergen.

Heute will ich endlich mal das Zelt auspacken. Das mache ich auch auf einem Campingplatz in Lourdes. Aber als ich es aufbauen will, merke ich: das passt doch nicht zusammen!! Also das Zelt ist das richtige, auch das Überzelt und auch das Gestänge. Aber das Gestänge passt trotzdem nicht! Alle Gestängesegmente sind durch eine Gummilitze miteinander verbunden. Im Kreuzungspunkt münden die vier „Beine“ in einem massiven Aluteil, die vorderen „Beine“ in einem anderen Winkel als die hinteren, passend zum asymmetrischen Schnitt des Zeltes. Und damit man die nicht verwechselt, sind die beiden hinteren Fußsegmente gelb, korrespondierend zu den gelben Fußschlaufen des Zeltes. Nur: ein gelbes Segment ist vorne, eines hinten. Dementsprechend sind die anderen (kürzeren) Füße ebenfalls einmal vorne, einmal hinten, statt beide vorne.

Zwei gelbe Füße müssten es sein und gleichlang sowieso!

Und dann fällt es mir wieder ein: Nachdem mir im letzten Jahr auf meiner DNS-Tour gleich am Anfang auf Sylt im Sturm ein Segment zerbrochen ist, habe ich das Gestänge zu Globetrotter in Reparatur gegeben. Nachdem ich es zurückbekommen hatte, habe ich es aber nicht mehr geprüft. Ich bin davon ausgegangen, dass die das schon richtig machen. Bei Globi sind schließlich alle Profis, oder? Aber offenbar machen auch Profis Fehler. Und meiner wiederum bestand darin, ausgerechnet einen meiner Lieblingssprüche selber nicht beherzigt zu haben: Die meisten Probleme beginnen mit „Ich bin davon ausgegangen, …“

Zum Glück habe ich kurzfristig ein günstiges Hotelzimmer in Lourdes gefunden, in dem mein Radl sogar im (Frühstücks-) Restaurant schlafen darf!

Time:
4.6.2025, 09:32:1
Duration:
03:08:15
Ascent/Descent:
1252 m 412 m
Distance:
51.84 km
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