Pau

Dienstag, 3. Juni 2025

Und wieder so eine überraschende wie schöne Begegnung: ich treffe Gerda und Wolfgang aus München in der Gemeinschaftsküche unserer Unterkunft. Sie haben sich eine dreimonatige Auszeit mit dem Fahrrad genommen. Den ersten Monat haben sie nun hinter sich, in dem sie von München über den Schwarzwald die Rhone hinab ans Mittelmeer und dann nach Westen bis hierher geradelt sind. Nächstes Ziel ist Biarritz. Anschließend wollen sie die französische Atlantikküste hinauf bis in die Bretagne und wenn die Zeit reicht von dort auch wieder zurück bis nach Deutschland.

Am Ende eines geselligen Abends tauschen wir Blog-Adressen und Telefonnummern aus.

Heute komme ich durch Pau. Soll eine so sehenswerte Stadt sein, dass man dort Tage verbringen kann. Ich habe deswegen bereits eine Übernachtung gebucht, auch wenn es nur gut 30 km bis dorthin sind. So habe ich zumindest einen ganzen Nachmittag Zeit, mir die Stadt anzuschauen.

Aber erst einmal genehmige ich mir ein kleines Frühstück im Papageien-Cafe.

Nachdem ich die Retortenstadt hinter mir gelassen habe fahre ich eine sehr ruhige und angenehm zu fahrende Strecke über kleine Straßen und Waldwege.

Heute morgen übrigens kein Regen, die Temperatur: 18 Grad, nahezu ideales Fahrradwetter. Gut, ein bisschen Sonne könnte auch noch sein, aber ich will ja nicht zu forsch fordern nach den letzten Tagen.

Pause!

Die Ousse (die hier auch schon Gave de Pau genannt wird), führt viel Wasser. Einige Bäume haben schon nasse Füße. Wenn es noch ein halber Meter mehr wäre, wäre der Radweg überschwemmt.

Nach 35 Kilometern komme ich in Pau an. Das Tourist Office gibt mir eine Broschüre, die einen Stadtrundgang beschreibt.

Ich beginne im Schloss. Die Führung ist ausschließlich auf Französisch. Die Zeit, in der die anderen Besucher den Ausführungen des Führeres lauschen, nutze ich für Fotos. Ab und an gibt es ach ein Paar Erklärungstafeln auf Englisch. Bekannnnt ist das Schloss als Geburtsort Heinrichs IV. (1553 – 1610), des ersten Bourbonenkönigs auf Frankreichs Thron.

Schloss Pau

Seine Wiege ist übrigens ein Schildkrötenpanzer als Symbol für Kraft und Langlebigkeit. Sein Großvater reibt ihm auch noch eine Knoblauchzehe über die Lippen und läßt ihn an einem Glas Wein riechen, wodurch er bereit fürs Leben sein soll.

Die Wiege Heinrichs IV., ein Schildkrötenpanzer

Das führt er inmitten der Religionskriege. Dabei wechselt er selber öfters zwischen Katholizismus und Protestantismus. Aber auch seine religiöse Diplomatie kann das Blutbad der Bartholomäusnacht am 24. August 1572 nicht verhindern. Es sollte danach noch 26 Jahre bis zum Edikt von Nantes dauern, dass zwar den Katholizismus als Staatsreligion festlegte, den protestantischen Hugenotten aber volle Religionsfreiheit zusicherte.

Ab 1598 bringt Henry IV. die Staatsfinanzen wieder auf Vordermann. Auch die Bevölkerung profitiert vom wirtschaftlichen Aufschwung. Der überlieferte Satz „Ich werde dafür sorgen, dass es in meinem Land keinen Bauern gibt, der sonntags nicht sein Huhn im Topf hat“ ist vermutlich der Ursprung des Nationalgerichts „Coq auf vin“.

Und was hat Pau noch zu bieten? Weniger, als ich dachte. Was vielleicht auch daran liegt, dass der 1,8 km lange „Boulevard des Pyrénées“, der, wie der Name schon vermuten lässt, einen Ausblick auf die Pyrenäen bieten soll, heute einen solchen nur auf Wolken ermöglicht.

Pau hat auch der Tour de France ein Denkmal gesetzt. Da Pau nach Paris die zweithäufigste besuchte Stadt der Tour ist, gibt es hier ein Open-Air-Museum für die Sieger. Die „Tour des Géants“ stellt jeden Gewinner von Anbeginn der Tour auf einer gelb gestrichenen Bronzestele vor. Diese sind spiralförmig von innen nach außen angeordnet, sodass das noch für einige Jahre erweiterbar ist.

Tour des Géants

Und zum Schluss habe ich noch die Pfarrkirche St. Martin mit ihrer farbenfrohen Innenausstattung besucht.

Übrigens: Wer wissen will, wo ich gerade bin, kann auf die Karte schauen, die sich hinter dem stilisierten P in der Titelleiste verbirgt. Ich weiß, ich weiß, das steht eigentlich für Pinterest. Aber hier eben nicht!

Time:
3.6.2025, 08:42:3
Duration:
03:15:49
Ascent/Descent:
202 m 151 m
Distance:
34.60 km
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