Ein Entschluss und Einiges an Regen

Donnerstag, 04.05.2023

Ich habe mich entschlossen, den Exmoor-Nationalpark jetzt links liegen zu lassen und direkt Richtung Bristol zu fahren. Das spart mir über 50 Kilometer und vor allem 1.100 Höhenmeter. Der Wind soll heute auch nicht mehr ganz so heftig werden wie gestern, nur 30 km/h und in Böen bis zu 50. Gestern waren schon normal um die 60! Außerdem soll er im Laufe des Tages auf Süden drehen, was mir auch entgegenkommt. Allerdings sind auch ein paar Regenschauer zu erwarten – mal sehen.

Nachdem mein Navi und ich erst einmal Kommunikationsprobleme haben, schaffe ich es dann doch noch aus Bude raus. Heute kommt es mir allerdings kälter vor als gestern, sodass ich schon bald Handschuhe und Windjacke überziehe. Der Regen hält sich dagegen bis jetzt in Grenzen.

Ein etwas eigenwilliger NCN 3 Wegweiser
Ein Farmhouse am Wegrand

In Pyworthy denke ich: „Jetzt einen Kaffee!“. Aber der Ort ist viel zu klein, um ein Café zu haben. Trotzdem schaue ich mal bei Google Maps nach und siehe da: nur wenige Kilometer weiter in Holsworthy gibt es gleich mehrere. Mein Navi will mich zwar knapp am Ort vorbei führen, aber da lass ich jetzt nicht mit mir reden!

Eine kleine Buchenallee

Einige Zeit später will ich gerade das Hohelied auf die heutige Wegeführung singen, auf kleine Straßen und moderate Steigungen, da war sie dann wieder: die eine Steigung, bei der ich dann doch absteigen und schieben muss, aber eine auf 32 km ist okay. – Die nächste kommt zwei Kilometer später und die ist dann gleich so steil, dass ich selbst beim schieben eine Pause einlegen muss, um zu Atem zu kommen.

Oha, das lässt ja einiges erwarten!

So geht das ein paar Kilometer munter auf und ab, bis ich in das Tal des Torridge einbiege, was aber auch nicht vor plötzlichen Steigungen schützt. Und so muss ich schon bald das dritte mal heute absteigen! Das Ganze passiert noch weitere drei Mal, dann bin ich in Hatherleigh. Wieder 11 km weiter. Immerhin! Zeit für Kalorien! Im One Market Street Cafe füllt eine Cornish Pasty und eine Cola die leeren Energiedepots wieder auf.

Cornish Pasty – dabei bin ich hier schon in West Devon

Ich fahre durch die liebliche und grüne Landschaft von West Devon. Tatsächlich sieht man nicht viel davon, weil sie sich meistens hinter hohen Hecken versteckt.

Es ist Viertel nach fünf. Der Nieselregen ist in richtigen Regen übergegangen. Seit einer Stunde fahre ich jetzt in meinem Regenklamotten. Mal wieder Zeit für eine Pause (mit Fahrradverpflegung)! Die Pause ist gut, denn währenddessen hört es auf zu regnen. Hätte ich viel früher machen sollen!

Im Regen

kurz hinter Morchard Bishop sehe ich ein Schild „Camping“ am Straßenrand. Kurz entschlossen fahre ich in die Zufahrt und land in einer Art Kommune. Mehrere Generationen bewohnen hier ein auf das 18. Jh. zurückgehendes Herrenhaus, wirtschaften gemeinsam, teilen sich die Arbeit und vermieten eine Wiese zum Zelten. Einfacher Sanitärtrakt und offener, überdachter Aufenthaltsraum inkl. Außerdem werde ich gleich noch zum Dinner eingeladen! Leute, was kann man mehr verlangen?

Auf der „kooperativen“ Zeltwiese bei Morchard Bishop
Time:
4.5.2023, 10:09:0
Duration:
09:16:24
Ascent/Descent:
1561 m 1406 m
Distance:
70.86 km

Freitag, 05.05.2023

In der Nacht regnet es wieder. Gefühlt etwas unorganisiert brauche ich am Morgen lange, bis ich gefrühstückt, das Zelt halbwegs getrocknet und alles verpackt habe. Heute Vormittag begleiten mich Regenschauer bis nach Tiverton, wo ich bei vorübergehendem Sonnenschein Pause in einem Park mache und mich wieder trockenlege. Immerhin bewährt sich das Cape mit Ärmeln ganz gut. Es schützt prima vor dem Regen und die Kondenswasserbildung hält sich in Grenzen. Was in schweißtreibenden Bergauf-Passagen trotzdem anfällt, wird bergab unterm flatternden Cape wieder dem Fahrtwind geopfert.

Aus Tiverton raus muss ich kurz Hauptstraßen fahren, bis ich wieder auf den NCN 3 komme, der hier beschaulich durchs Grün führt. Offenbar mal wieder auf einer alten Eisenbahntrasse. Der Weg ist hier nicht asphaltiert, sondern rau und dadurch etwas mühselig zu fahren.

Und dann bin ich am Grand Western Canal. Über viele Kilometer geht es mit kurzen Unterbrechungen durch das grüne und beschauliche Somerset. Klingt nach Klischee? Ist aber so. Beidseitig des Kanals liegen intensiv saftig grüne Wiesen, am Kanal spazieren Hundebesitzer und laufen Jogger - auch im Regen! Ab und an unterquert der Treidelpfad, dem der Radweg folgt eine Brücke und wird dabei so schmal, dass Radfahrern der Abstieg empfohlen wird.

Als ich mich gerade innerlich darauf eingestellt habe, dass es dabei auch ein wenig langweilig ist, so bis Taunton weiter zu radeln, führt der Weg vom Kanal weg und ich fahre plötzlich und völlig unerwartet durch eine Sandsteinschlucht. Nynehead Hollow heißt der Ort. Das klingt doch schon wieder irgendwie nach Harry Potter?

Die Sandsteinschlucht bei Nynehead Hollow

Und das Ergebnis des Tages? Der Regen hinterlässt Spuren:

Time:
5.5.2023, 10:45:2
Duration:
07:01:05
Ascent/Descent:
790 m 935 m
Distance:
65.53 km
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