Samstag, 06.05.23
Es regnet. Diese Nacht bin ich in einem Hotel unterkommen. Da der Regen im Laufe des Vormittags aufhören soll, lasse ich mir viel Zeit mit dem opulenten English Breakfast. Aber schon früher als gedacht lässt der Regen nach und ich fahre los.
Sobald ich aus Taunton heraus bin, fahre ich am Bridgwater Taunton Canal entlang. Wieder so ein beschaulicher Weg, wenn nur die vielen Pfützen nicht wären, deren Dreckwasser Fahrrad und Beine erneut einsauen. Aber ich will nicht klagen! Weder regnet es noch gibt es anstrengende Steigungen! Und immer wieder liegen kleine Hausboote am Kanal, sitzen Angler am Ufer und ab und an unterbricht eine kleine Schleuse den Wasserlauf. Schön!
Dann wird der Treidelpfad etwas unangenehm: nur noch zwei ganz schmale Fahrspuren sind verfügbar, der dazwischen liegende Rest des Weges ist von Gras überwuchert. Irgendwann wird mir die Spur, die ich benutze, zu schmal. Aber heraus komme ich auch nicht mehr. Wie in einer Straßenbahnschien gefangen, kippe ich mit dem Rad um und stürze. Jetzt ist das Rad noch dreckiger und ich habe eine Schürfwunde am Unterarm. Na toll! Als ich mich gerade wieder sortiere, kommt ein Mountainbiker vorbei und fragt „fallen?“, ich sage „yes“, er fragt „ok?“ und ich sage wieder „yes“. Das alles im Vorbeifahren.
Hinter Bridgwater fahre ich auf verkehrsarmen asphaltierten Straßen. Somerset bleibt flach und der Wind kommt meistens von hinten. Was soll ich sagen? Es läuft! Die kleinen Dörfer, durch die ich komme, wirken wie ausgestorben. Ob die Bewohner jetzt alle vor dem Fernseher sitzen und Charles‘ Krönung gucken? Vielleicht überwiegt ja bei den meisten doch der Nationalstolz und die Monarchieverächter sind weniger als kolportiert? Zumindest auf dem Land? Wobei: die Leute, mit denen ich gesprochen habe, wären für die Abschaffung des (steuerlich alimentierten) Königshauses. Und des House of Lords gleich mit!
Als ich gerade etwas ausgepowert bin und mich reif für eine Pause fühle, sehe ich gänzlich unerwartet in einem kleinem Weiler ein Schild „Cafe open“! Bis auf den Sturz vorhin läuft doch heute alles ziemlich perfekt! 🙂
Am Nachmittag komme ich bereits in Yatton an, wo mich meine warmshowers-Gastgeber Antony und Marina noch einmal herzlich aufnehmen (bei ihnen durfte ich schon auf dem Hinweg einmal übernachten). Auch mein Rad kann ich hier vom gröbsten Schmutz befreien und die knarzende Kette wieder reinigen und pflegen. Vor dem Dinner gibt es dann auch noch einen Gin Tonic auf der Terrasse! Solche Gastfreundschaft ist einfach nicht zu bezahlen, das kann man nur erleben!
Ein Wetter-Check am Abend verspricht dann für morgen einen trockenen, teils sonnigen Tag – ideal zum Radfahren. Am Montag soll es dann aber regnen! So entscheide ich mich, morgen doch schon bis zu Jane und Adrian durchzufahren, wo ich ohnehin einen Ruhetag einlegen will. Dabei verweigere ich zwar dem durchaus sehenswerten Bristol einen Besuch, aber da Lena hier bereits ein paar Monate gelebt hat und wir sie damals auch besucht haben, wäre das auch nicht wirklich neu für mich.
Time: 6.5.2023, 10:42:2 |
Duration: 06:38:40 |
Ascent/Descent: 356 m 363 m
| Distance: 73.21 km |
Klingt gut … durch England radeln ist überhaupt schön, war letztes Jahr bei der GBDuro von Land’s End nach John O’Groats
Tolle Sache, dieses GBDuro – (musste ich erstmal nachschlagen!). Ähnlich gut wie Lachlan Mortons alternative Tour de France 2021. Wobei für mich ja tatsächlich nicht der sportliche Aspekt ausschlaggebend ist, sondern das Reisen. Aber Respekt für Deine Leistung!!!
Das Foto „Eine Brücke über dem Kanal“ ist mein neues Lieblingsfoto. Für Morgen einen schönen und trockenen Tag. Ich verfolge deinen interessante Reiseschilderung ganz gespannt. Viele Grüße und keine weiteren Stürze wünscht dir Angelika
Danke, liebe Angelika. Und ja, die Kanalbrücke ist auch mein „photo of the day“ 😊
Das English Breakfast ist auch moderner geworden. Früher schwamm das ganze in einer Pfütze aus Fett… 😉
Ich fand das tatsächlich auch ziemlich gut. Ich bin zwar kein Würstchen-Fan, aber ich dachte, wem es schon angeboten wird, muss ich es mal wieder probieren. Und sowohl sausage als auch black pudding waren durchaus lecker!