Samstag, 1. Oktober
Überraschung am Morgen: blauer Himmel scheint durch die Fichten, die unser Appartementhaus umstellen. Das verheißt Gutes für den Tag – wenn es so bleibt.
Leo ist schon aus dem Haus gegangen, während ich noch meine letzten Sachen zusammensuche, dann die Appartement-Tür hinter mir zuziehe und den Schlüssel von außen ins Schloss stecke. Ich gehe die Treppe runter zur Haustür, überlege, ob ich noch irgendetwas vergessen habe und ziehe sie dann hinter mir zu. Dann fällt es mir ein: meine Stöcke stehen noch im Appartement! Ich drücke alle Klingeln (es sind noch zwei andere Mieter im Haus), aber niemand öffnet. Als ich gerade den Vermieter angerufen habe, fährt bereits der Angestellte von gestern Abend mit seinem Kleinbus auf den Parkplatz. Puh, Glück gehabt! Er schließt auf, ich hole meine Stöcke und auf geht’s.
Über einen bekifften (!) Waldweg (das ist das, was die Rechtschreib-„Korrektur“ aus meinem bekiesten Waldweg gemacht hat!!!) knirschen wir uns 600 m hoch, bis der Weg schmaler wird und in einen Lärchenwald übergeht, der sich langsam sein zunächst gelbes Herbstkleid überzieht.
Als wir nach einer Pause wieder losgehen, bietet mir Leo noch ein Sallos (ein Lakritzbonbon) an. Auf meinen Einwand, dass sich das schlecht mit tief-atmen-müssen beim Hochsteigen verträgt, behauptet er, dass wir jetzt auf einer Geländestufe seien, die sich erst am Ende des Tales wieder aufsteilt. Das wäre häufig so. Aha. Die Sallos-Stufe gewissermaßen!
Seine Theorie wird schon nach fünfzig Metern widerlegt. Also lutsch-schnaufen wir uns weiter nach oben. Der Weg ist allerdings super! Etwa anderthalb Meter breit, teilweise durch Mauern abgestützt und mit gleichbleibender Steigung perfekt ins Gelände gelegt. Wahrscheinlich ein alter Militärweg, von einem Pionier-Bataillon im ersten Weltkrieg den Hängen abgetrotzt.
Schließlich erreichen wir die Forca Rossa auf knapp 2.500m Höhe, unseren höchsten Punkt für heute, schneefrei, aber kalt und stürmisch. Ein paar Meter unterhalb steht jedoch eine kleine Bank am Weg, windgeschützt. Der ideale Platz für eine Pause, zumal die Wolken uns herrliche Blicke auf die kolossale Felsmauer der Civetta und den Obelisken-haften Monte Agner gewähren.
Wir überschreiten das Joch und steigen auf der anderen Seite zum Rifugio Fuciade ab, wo wir uns mal wieder Cappuccino und Apfelstrudel schmecken lassen. Eine knappe Stunde weiter ist unsere heutige Endstation, das Rifugio Miralago, eher Hotel als Rifugio, aber sehr schön an einem kleinen See gelegen.
Generell war uns das Wetter heute sehr gewogen: kein Schnee, kein Regen, blauer Himmel, nur hohe Wolken und immer wieder Sonnenschein. Dazu die Fernblicke, die wir in den letzten Tagen nur vermuten konnten. So kann’s gerne weitergehen!
Tolle Wolken-Nebel-Fotos mit zackigen Bergspitzen – danke fürs Teilhabenlassen und viel Freude weiterhin!
Wir sind heute in der Eifel gewandert, bei Winnerath. Stell dir vor, da gab es ähnliche Panoramen mit Nebelschwaden und blauem Himmel…Konkurrenz zu den Alpen allerdings ausgeschlossen, aber schön trotzdem. Herzliche Grüße!