DKHV Promotion Tour 2020 – Fazit

Hier nun einige abschließende Gedanken, für die während der Tour einfach keine Zeit blieb:

Kinder – Hospiz – Ambulant

Kinderhospizdienst? Oh je, die Armen. Ja, das ist natürlich toll, dass Sie ein Hospiz auch für die todkranken Kinder haben!

So ähnlich sind meistens die ersten Reaktionen, wenn ich erzähle, dass ich eine Promotion-Tour für den Deutschen Kinderhospizverein e.V. mache. Und dann muss ich erst mal einiges klarstellen:

Das Simplomhospiz (2006)

Hospiz heißt eigentlich schlicht Herberge. Es gibt auf den Schweizer Alpenpässen noch heute einige Hospize, z. B. das Simplonhospiz , die eine Unterkunft für Wanderer, aber auch Rad- und Autofahrer ermöglichen. Oder nehmen wir das Hochjoch-Hospiz in den Ötztaler Alpen: das ist eine Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins.

Im deutschen Sprachgebrauch assoziiert man mit dem Begriff Hospiz jedoch meistens Sterbehospize, in denen Todkranke und deren Angehörige ihre letzten Lebenstage in einer harmonischen, aufmerksamen und wertschätzenden Umgebung verbringen und sich in Ruhe auf das Sterben vorbereiten können.

Ein Kinderhospiz wie das Balthasar, das Löwenherz und viele andere ist zunächst einmal eine Herberge für lebensverkürzt erkrankte Kinder. Das bedeutet nicht, dass sie hier sterben. Im Gegenteil, viele kommen hierher, um Urlaub zu machen, da diese Hospize barrierefrei und mit allen notwendigen Unterbringungs- und Pflegemöglichkeiten eingerichtet sind. Auch für die Eltern und Geschwister ist hier Platz. Darüber hinaus werden hier Familien-Seminare, Silvesterfreizeiten und andere Aktivitäten durchgeführt.

Ambulant bedeutet im Rahmen des Kinderhospizvereins, dass die Familien mit lebensverkürzt erkrankten Kindern zu Hause in ihrem Alltag begleitet werden. Die Standorte der Ambulanten Kinderhospizdienste sind Büros, in denen wenige Hauptamtliche die Koordination und Ausbildung der vielen Ehrenamtlichen übernehmen, Ansprechpartner für die Familien sind, über Hilfsangebote informieren und den Kontakt zu ihnen pflegen. Auch Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiger Teil der Dienste. Die Hauptsäule der ambulanten Arbeit sind aber tatsächlich die über 1.000 Ehrenamtlichen (alleine im DKHV, es gibt natürlich auch andere Träger), die den Familien Zeit schenken und diese dediziert mit einem erkrankten Kind oder einem Geschwister, mitunter auch mit einem Elternteil verbringen.

Da die Lebenserwartung der erkrankten Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen wenigen Monaten und einigen Jahrzehnten liegt, ist der Ambulante Dienst im Wesentlichen Lebensbegleitung, die aber auch den Tod nicht ausblendet. Wir begleiten also die Familien vom Zeitpunkt der Diagnose durch das Leben und Sterben und über den Tod hinaus.

Die Tour

Oft wurde ich gefragt, wie denn überhaupt die Idee zu dieser Tour entstand. Nun, das war so: Ende 2019 erzählten Gitte und Fee, unsere Koordinatorinnen im Bonner Dienst, dass der DKHV dieses Jahr 30 Jahre alt wird und das am 30. August mit einem Familienfest in Olpe feiern will. Spontan habe ich gesagt, dass „man“ dazu ja mal alle Ambulanten Dienste mit dem Rad abfahren und am 30.8. in Olpe einlaufen könnte. Damals wusste ich noch nicht, wieviele Dienste es gibt und wo die überall sind. Aber ich wurde direkt für die Idee „verhaftet“ 😉 Bei der Planung zeigte sich schnell, dass die Idee gar nicht so unrealistisch ist und so ging es los.

Einen Dämpfer verursachte natürlich auch hier Corona: Das Familienfest musste abgesagt werden und es stellte sich die Frage, ob die Tour überhaupt noch sinnvoll ist. Da aber auf Grund vieler abgesagter Veranstaltungen auch die Spendeneinnahmen des DKHV einbrachen, wurde schnell klar, dass es nun vielleicht sogar noch wichtiger war als zuvor und dass der „Promotion“-Charakter noch um den „Charity“-Aspekt erweitert werden sollte. Auch, wenn die Tour jetzt vorbei ist: gespendet werden kann natürlich immer noch auf das Konto DE54 4625 0049 0018 0003 72 bei der Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden, Stichwort „Toms DKHV Promotion Tour 2020″“. Weitere Spendenkanäle kann man hier finden.

Gemünden am Main

Um alle Dienste miteinander zu verbinden, musste ich eine Route ausarbeiten, die mich schließlich durch manche Gegend führte, die ich noch nicht kannte und somit auch ihre touristischen Reize hatte. Allerdings war diese Art zu reisen schon auch anders als meine „normalen“ Radtouren. Ich mag es, spontan zu fahren. In der Regel weiß ich morgens nicht, wo ich abends schlafe. Auf dieser Reise wusste ich dagegen am ersten Tag bereits, wo und wann ich in der vierten Woche übernachten werde. Um dem Promotion-Charakter gerecht zu werden, gab es natürlich einiges an Terminen. Und wenn um 15:30 der Hannoveraner Bürgermeister auf dem Kröpke wartet, nachdem morgens noch ein Reporter des Mindener Tageblatts Futter für Notizblock und Kamera haben wollte, dann musst Du halt in den wenigen verbleibenden Stunden dahin, und das eben auch bei 35 Grad und strammem Gegenwind. Und so blieb da Sightseeing meistens auf der Strecke.

Die Menschen

Einen großen Teil des Radreisens machen Begegnungen mit Menschen aus. So war es auch diesmal. Nur das die meisten Begegnungen geplant waren. Zu den ungeplanten gehören die beiden Frauen, die mit ihren Wanderwagen durch Deutschland ziehen oder die Frau mit ihrem Vater, die die Hungerquelle irgendwo zwischen Elze und Göttingen pflegen. Die meisten Menschen habe ich natürlich bei meinen Aufenthalten in den Diensten (Kurzform für Ambulante Kinder- und Jugenshospizdienste) kennengelernt: Koordinatoren, Ehrenamtler, Öffentlichkeitsbeauftragte, Schirmherren, Unterstützer, Familien.

War die Tour nun ein Erfolg?

Auf jeden Fall! Egal, ob man den Erfolg nun in Öffentlichkeitswirksamkeit, Spendeneinnahmen oder Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls misst. Die Begeisterung der Dienste für die Idee und deren Kreativität bei der Vorbereitung der Tour hat diese letztzlich erst ermöglicht. An jedem zweiten Standort war die Presse informiert worden und kam, um über die Tour, den DKHV und den Ambulanten Dienst vor Ort zu berichten. Ich habe die mir bekannten Artikel in einer Presseschau zusammengefasst.

Vielfach haben sich auch die Schirmherren (und -damen) nicht lange bitten lassen, um mit ihrer Anwesenheit die Aktion aufzuwerten. Auch Vertreter der Politik wie Bürgermeister oder Stadtverordnete haben durch ihr Kommen ihre Unterstützung für den Deutschen Kinderhospizverein demonstriert. Ich könnte jetzt viele Namen nennen und würde dabei viele andere unbeabsichtigt und unverdient nicht erwähnen.

Die Spenden bei facebook haben mit € 950,- zwar das gesetzte Spendenziel von € 1.500 nicht erreicht, dafür sind aber über die „klassischen“ Kanäle bis gestern (1.9.2020) € 3.234,99 zusammengekommen. Dabei haben ganz viele Menschen Beträge von 5 bis 500 Euro gespendet – jeder und jede das, was er oder sie erübrigen konnte. Allen Spendern möchte ich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich danken! Und wie gesagt: es darf noch weiter gespendet werden – s.o. 😉

Einige Dienste pflegen nachbarschaftliche Beziehungen und veranstalten auch schon einmal gemeinschaftliche Aktionen, aber was weiß Bonn schon von Hannover oder Miltenberg von Hamm? Dabei haben wir alle dieselbe Intention, Familien mit lebensverkürzt erkrankten Kindern auf ihrem Lebensweg zu begleiten und zu unterstützen. Dieses Verbindende unter dem Dach des DKHV ist durch die grünen Bänder, die ich in jedem Dienst mitgenommen habe und die als weithin sichtbarer „Schwanz“ mein Rad geziert haben, zum Ausdruck gekommen. Die Fahnenstange mit allen Bändern habe ich übrigens in Olpe gelassen, wo sie – so hoffe und glaube ich – einen wertschätzenden und sichtbaren Platz bekommt. Auch habe ich ein Buch mitgeführt aus handgeschöpftem Papier, fair gehandelt und hergestellt, in das sich alle Dienste mit Worten, Bildern und Fotos verewigt haben. Gewissermaßen ein Gästebuch, nur andersherum. Dieses Buch wird als Erinnerung im Bonner Dienst verbleiben. Alle Einträge habe ich in der folgenden Galerie dokumentiert:

Statistiken

Ja, ein paar Statistiken gibt es natürlich auch: gefahrene Kilometer, absolvierte Höhenmeter, Art der Übernachtungen. Wer sich dafür interessiert, kann das hier nachlesen.

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Viktor
3 Jahre zuvor

Ich habe nie daran gezweifelt, dass du die Tour durchhälst, 1500 km sind für Dich ja nicht viel mehr, als eine Trainingsdistanz. 🙂 Dass Dir glühende Hitze, Wind und Regen die Kilometer lang werden lassen, war so vielleicht nicht zu erwarten, vor allem die Hitze. Ganz großer Respekt für Deine Leistung, für die Idee dahinter, für die Durchführung und für die vieln Informationen über den DKHV. Und nicht zuletzt für den (wie immer) tollen Blog. Ich werde die regelmäßige abendliche Lektüre genauso missen, wie während Deiner Danzig-Pula-Tour. Ich freue mich auch, dass Du dein Spendenziel erreichen konntest und wünsche Dir… Weiterlesen »