An der Save

Als ich am Morgen auf dem Friedhof meine Trinkflaschen auffülle, spricht mich eine alte Frau an, natürlich auf slowenisch. Ich verstehe sie leider nicht, sie mich aber auch nicht, weder deutsch noch englisch. Daraufhin drückt sie einfach nur freundlich lächelnd meinen Arm, grüßt und geht davon. Es sind manchmal die kleinen Dinge, die den Tag gut anfangen lassen!

Als ich losfahre, beginnt die Sonne gerade, die Morgennebel aufzulösen. Wieder einmal geht es ein kleines, unten enges und von Kalkfelsen durchsetztes Tal hinauf, das sich nach oben hin langsam öffnet. Jetzt, um 9 Uhr gibt es doch mehr Verkehr als ich hier erwartet hätte. Aber nach wie vor verhalten sich die Autofahrer mir gegenüber sehr rücksichtsvoll, überholen mit weitem Abstand oder verhalten bei Gegenverkehr hinter mir. Und das war bisher in allen Ländern so, durch die ich gefahren bin, in Polen, Tschechien und Österreich genauso wie hier in Slowenien. Ob das daran liegt, dass ich eindeutig als Reiseradler zu erkennen bin? Oder akzeptiert man Radfahrer hier generell eher als Verkehrsteilnehmer als bei uns? Aus Deutschland bin ich soviel Rücksicht jedenfalls nicht gewohnt!

wird hier offenbar ernst genommen!

Den ersten und wie es aussieht einzigen größeren Anstieg des Tages habe ich bald überwunden. Nun geht es endlos bergab, nur unterbrochen von einer kurzen Kaffeepause in Dol pri Hrastniku (ja, jetzt schon! – mir war danach nach dem Anstieg 🙂 ), bis ich in Hrastnik die Save erreiche, der ich nun bis Ljubljana folgen werde. Wieder so ein tief eingeschnittenes Tal, der Fluss jetzt breiter, aber leider immer wieder entstellt durch Industrieanlagen, die in das Tal hineingezwängt wurden. Die spektakulärste ist sicherlich das ehemalige Kohlekraftwerk in Trbovlje mit dem mit 360 Metern höchsten Schornstein Europas. Ein wahres Monster! Und nein, es gibt kein Foto davon in diesem Blog. Denn erstens stehe ich nicht so auf Schornsteine und zweitens hätte selbst mein Weitwinkel kaum gereicht, ihn sinnvoll ins Bild zu setzen.

Die schöne Ansicht des Save-Tals …

… und die häßliche

aber die schönen überwiegen!

So schön das Tal selbst auch ist, aber der Autoverkehr nervt. 30 Kilometer bin ich heute schon gefahren, als das Tal so breit wird, dass auch auf die andere Seite der Save noch eine schmale Straße passt, die ich über eine alte Holzbrücke erreiche. Das Tal weitet sich, die Berge werden niedriger und laufen in flachen Wellen ins Laibacher Becken aus. Dahinter türmen sich allerdings bereits die nächsten Höhen auf, über die ich wohl hinter Ljubljana hinüber muss. Aber zunächst geht es auf schmalen und schmalsten Wegen in die Stadt hinein.

Muss ich da demnächst rüber?

Einige Kilometer außerhalb des Zentrums erwartet mich Nikolaj, den Lena im Sommer in München kennengelernt hatte und mir den Kontakt vermittelt hat. Von ihm und seiner Familie werde ich sehr herzlich begrüßt und mit einem eigenem Zimmer, einem leckeren Abendessen und einem guten slowenischen Wein verwöhnt. Ich bekomme so viele Tipps für meine weitere Reise, dass ich sie gar nicht alle umsetzen kann. Der wichtigste Hinweis von Andrej, Nikolajs Vater, der selber aktiver Radfahrer ist, ist wohl der, dass die weitere EV9-Route einige heftige Steigungen (> 10%) aufweist, die sich aber auf einer alternativen Route gut umgehen lassen. Den Tipp nehme ich dankbar an. Und was die Karawanken angeht, muss ich mich korrigieren lassen: im slowenischen Sprachgebrauch gehören die Ausläufer der Berge, über die ich gefahren bin, nicht mehr dazu.

Warum kommt Ljubljana hier so kurz weg? Nun, das schaue ich mir morgen einen ganzen Tag lang an!

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