Grau und tief hängt der Himmel über Pommern, als ich nach Danzig hineinfahre. Seit 7 Uhr regnet es. Der Wetterbericht hatte also mal wieder Recht. Zum Glück bin ich früh genug aufgestanden, so dass ich das Zelt noch halbwegs trocken einpacken konnte. Danzig verfügt über ein gut ausgebautes Netz von meist breiten Radwegen, über die ich jetzt in die Stadt hineinkomme. Aber schon beim Hinausfahren ist damit Schluss. Jetzt sind Betonplatten angesagt! Rüttelstrecke! Materialprüfung! Nach eineinhalb Stunden lässt der Regen nach, die Betonplatten weichen gepflasterten Radwegen oder auch schmalen asphaltierter Straßen.
Auf einmal komme ich an einem Schild vorbei, auf dem „ogórki“ steht – Gurken! Nicht schlecht, denke ich, ich nehme mal ein paar mit. Der Hofherr führt mich zum Gemüseschuppen und redet auf mich ein. Ich sage wieder meinen Spruch auf, von wegen nix verstehen und ich komme aus Deutschland, sage aber noch „dwa ogórki“ – zwei Gurken. Zwei sind ihm offenbar zu wenig, er gibt mir sieben und will kein Geld dafür. Als ich die dankend einpacke, fragt er noch „kawa?“ – Kaffee? Ich nehme gerne an und wir unterhalten uns mit meinen wenigen Brocken Polnisch, Google Translate und seiner Tochter, die Deutschunterricht in der Schule hat. Zum Abschied schenkt er mir noch sechs Tomaten! – Polnische Gastfreundschaft! Danke, Mariusz und Kasia!
Nach rund 40 Kilometern sehe ich erstmals die Weichsel, oder besser gesagt zunächst nur einen hohen Deich. Und das ist auch im weiteren Wegverlauf meistens so: entweder ist die Weichsel zwei, drei Kilometer von der Straße entfernt oder hinter einem hohen Deich verborgen. Am Mittag hört der Regen entgültig auf, der Wind wird wärmer, frischt auf und kommt – altes Radfahrergesetz – von vorne.
Nachmittags würde ich gerne mal eine richtige Pause machen, in einem Café oder Biergarten, aber das ist hier nicht der Elberadweg, hier gibt es nur klitzekleine Dörfer am Weg. Trotzdem hätte ich jetzt gerne mal einen Kaffee und ein paar Zusatzkalorien. Die gibt es aber wohl nur in Kwidzyn, was ein paar Kilometer von meinem Weg entfernt liegt. Egal, ich biege ab. Und wie ich da so gemütlich sitze, merke ich, dass es mir eigentlich auch für heute reicht. Zeltplätze sind ohnehin nicht in der Nähe und so nehme ich spontan Unterkunft in einer Pension.
So, und ab sofort gibt es auch Karten – zumindest, wenn ich daran, die Aufzeichnung einzuschalten. Heute habe ich erst fünf Kilometer nach dem Start daran gedacht!
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Super. Wenn ich solche Geschichten wie von der polnischen Gastfreundschaft lese denke ich: Das sind solche Erlebnisse, die eine Reise unvergesslich machen.
Gute Fahrt weiterhin…
Viktor
Definitiv! Und mit dem Rad bist Du halt noch näher dran an den Menschen!