Montag, 21.5.

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Der Morgen ist sonnig, klar und windstill. Wir genießen unser Müsli mit Blick über den See. Nur mit einem leichten Daypack laufen wir dann um das Ostufer des Lochs und dann teils auf Steigspuren, teils querfeldein bis auf die Schulter eines Canyons, der in Richtung des Jochs zwischen Beinn Tarsuinn und Meall Garbh hinaufzieht. Es ist doch ein großer Unterschied, ob man in den Alpen läuft oder in Schottland: hier sind wir alleine unterwegs, es gibt keine Wegmarkierungen und wo nur wenige Leute gegangen sind, noch nicht einmal Pfade. Wir suchen den besten Weg durch Torf und Erikagestrüpp also anhand der Geländebeschaffenheit und müssen immer wieder mal sumpfige Stellen umgehen oder auf Steinen und Graspolstern überqueren. Wir kreuzen Wildspuren, können die Tiere selber aber nirgends entdecken.

Am Joch angekommen, steigen wir links hinauf zum Gipfel des Beinn Tarsuinn. Unser erster Munro!

Überwältigende, greifbare, hörbare Stille! Noch nicht einmal Dohlen warten auf uns wie auf den Alpengipfeln. Alles um uns herum ist einsame, ursprüngliche Landschaft, kein Weg, kein Haus, keine Strasse weit und breit. Der Blick geht bis zum Meer.

Im Abstieg begegnen wir einem anderen Wanderer, es gibt also doch noch andere Menschen zwischen Bergen und Seen! Er hat bereits drei Munros hinter sich und noch drei weitere vor sich – heute! Sagt, er sei „a little bit tired“. Auch eine schöne Erfahrung: wenn man hier mal einen Menschen trifft, hält man ein kleines Schwätzchen, in den Alpen geht man meistens anonym aneinander vorbei, bestenfalls reicht es noch zu einem „Grüß Gott“.

Im weiteren Abstieg sehen wir noch zwei Leute am Seeufer! Beide mit großen Rucksäcken und langsamen Schritten. Wir treffen sie nachher am Ostende des Sees, wo sie ihr Zelt aufschlagen. Es sind Deutsche, die schon ein paar Tage unterwegs sind und heute vom Loch Mor kommen. Sie erzählen uns, dass es jede Menge Rehe gibt. Dass sie die sehen und wir nicht liegt wohl daran, dass sie ihren Hund dabei haben, der sie immer aufscheucht und verbellt, weshalb er auch nur an der langen Leine mitläuft.

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