Montag, 22. Juli
Am Morgen regnet es. Was für ein Glück für das Fest, dass das nicht schon gestern Nachmittag kam, wie ursprünglich prognostiziert war. Ich warte, bis der größte Regen vorbei ist.
Ein Zeitlang fahre ich auf asphaltierten Wegen und dann wieder über durch den morgendlichen Regen reichlich aufgeweichte Pisten. Entschädigt werde ich z.B durch einen schönen Blick auf eine Reihe idyllisch angelegter Fischteiche mit breiten Schilfgürteln.
Dann komme ich durch einen verführerischen Radweg von meiner Route ab. Als ich das bemerke, bin ich schon fast drei Kilometer abseits und befinde mich unversehens auf dem Kraterrand des Nördlinger Ries. Auf dem fahre ich jetzt entlang, um zu meiner Route zurückzukommen. Von hier sieht man rund 20 km zum gegenüberliegenden Kraterrand und erkennt auch dessen fast kreisrunde Form. Vor rund 14,6 Millionen Jahren, als der Asteroid hier einschlug und diesen Impaktkrater geschaffen hat, möchte ich jedenfalls nicht hier gestanden haben! Aber so hat sich der versehentliche Umweg definitiv noch gelohnt!
Werner, den ich letztes Jahr in Schottland kennengelernt habe, wohnt in Nördlingen. Ihn hätte ich besucht, wenn er nicht gerade mit dem Fahrrad in den Alpen unterwegs wäre. So schicke ich ihm Grüße aus seinem Heimatort und wir chatten kurz die Sehenswürdigkeiten von Nördlingen und meinen Weiterweg. Ich hab mich entschieden, das Sightseeing in der Stadt sein zu lassen. Nach Rothenburg und Dinkelsbühl bin ich erst mal mit Fachwerk und Mittelalter abgesättigt. Auch Nördlingen hat da offenbar einiges zu bieten, wie die Durchfahrt auf dem Rad zeigt. Aber mir die Stadt jetzt im übersättigten Zustand anzuschauen, würde ihr wohl nicht gerecht. Ich verschiebe das auf einen späteren Besuch.
Stattdessen folge ich Werners Tipp und fahre über Neresheim und Dischingen nach Giengen an der Brenz, um dann morgen durch das Lonetal zu fahren.
Im Egautal komme ich durch das Härtsfeld, ein 500 Quadratkilometer großes Hochbecken, das von fossilreichen Massenkalken des Jura eingerahmt ist. Nach seiner Bildung im subtropischen Schelfmeer vor rund 150 Millionen Jahren ist es bereits zehn Millionen Jahre später aus dem Meer gehoben worden. Dadurch wurde es der Erosion ausgesetzt, was zu einer weitreichender Verkarstung und damit wenig Wasser geführt hat. Noch im 19 Jahrhundert war das Härtsfeld als „stoiniges Äckerle“ bekannt. Zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde der Kalk dann für über 70 Jahre industriell abgebaut.
Durch das Tal führt der Weg entlang der ehemaligen Bahnlinie, die das Härtsfeld-Werk mit dem Rest der Welt verbunden hat. Seit den 1970er-Jahren aufgelassen, liegen die Scheinen noch heute. Der Weg kreuzt sie mehrmals und da dies auch im spitzen Winkel geschieht, muss man mit dem Rad entsprechend aufpassen!
Nachdem es mal wieder später geworden ist, als gedacht, komme ich schließlich in Giengen an.
Übrigens hat sich die Schwellung der Hand im Laufe des Tages verflacht und die Haut spannt nicht mehr so – es wird also wieder!
Time: 22.7.2024, 10:19: |
Duration: 08:45:33 |
Ascent/Descent: 925 m 855 m
| Distance: 89.25 km |
Hallo Thomas,
an die beiden Städtchen Rothenburg und Dinkelsbühl kann ich mich gut erinnern. Diese haben wir ebenfalls besucht – das war auf dem Weg Richtung Donauwörth, als wir 2019 den Via Claudia Augusta gefahren sind.
Du hast echt mit Temperaturen zu kämpfen. Auch der Regen lässt dich nicht in Ruhe. Wir sind gerade in Finnland Nähe Turku, es sind angenehme 22 Grad mit Sonne und Wolken. Wir wünschen dir eine sichere Weiterfahrt! Pass auf dich auf – trink viel und und iss ab und zu ein Eis zur Abkühlung 😉
Liebe Grüße Nadja, Sebastian und Robert.
Vielen Dank für die guten Wünsche! Und ja, ein Eis ist immer gut – außer wenn auch fünf bis sechs Wespen ihren Anteil abhaben wollen, wie heute von meinem Spaghetti-Eis! Wer braucht eigentlich Wespen?
Euch noch viel Spaß, viel schönes Wetter und viele angenehme Temoperaturen!
Schöne Landschaft, schöne Bilder.
Und ein geologisch interessierter Hintergrund schimmert ein wenig durch 😉
Man kann seine Wurzeln eben nicht verleugnen! 🙂
So isses: Zu viel Fachwerk, zu wenig Fachkräfte.
Und zum Zeitpunkt des Asteroid-Impakts wäre man auch in Kaufbeuren nicht wirklich auf der sicheren Seite gewesen.
Aber schön zu lesen, dass es Deiner Hand besser geht.
Viele Grüße, Bernhard
😀