Land’s End

30. April

Land’s End Signpost

Da bin ich nun in Land’s End, am Startpunkt einer Tour, die mich in ein paar Wochen an das andere Ende der Insel bringen soll, nach John o’Groats. Eine Tour, die ich ursprünglich für 2020 geplant hatte, quasi als „Brexit-Tour“. Stattdessen war unser Wirkungsraum in dem Jahr auf Bonn und Umgebung beschränkt, auf kleine Wanderungen, auf denen wir unwillkürlich den Atem angahalten haben, wenn uns jemand entgegen kam. Gut, dass das vorbei ist!

Nach eineinhalb Stunden Flug gestern und einer halbstündigen Radfahrt zu meinen warmshowers-Gastgebern Antony und Marina, kamen heute nochmal vier Stunden Zugfahrt und eine guten Stunde mit dem Rad dazu, bis ich endlich hier stehe. Im Nebel. Egal! In mir scheint die Sonne! Endlich kann’s losgehen!

Das „offizielle“ Startfoto erspare ich mir, das kostet 11 Pfund (rund € 12,50) für ein auf 13×18 cm abgezogenes Handyfoto. Der ikonische Wegweiser vom „Ende der Welt“ ist abgesperrt. Aber man kann die Fotos auch vor dem Zaun machen, wovon natürlich reichlich Gebrauch gemacht wird. Als eine Familie sieht, dass ich eine Kamera in der Hand halte, werde ich direkt gefragt, ob ich Fotos von ihnen machen kann und mir wird gleichzeitig angeboten, auch eins von mir zu machen. Anonsten ist Land’s End völlig kommerzialisiert mit diversen Souvenirshops, Kinderbelustigung und kulinarischen Angeboten. Selbst ein (alter) Hubschrauber steht da irgendwo zusammenhanglos herum.

Ich gehe ins Hotel, in dem ich mich in die Liste der LEJOG-Starter eintrage; ist so etwa wie ein Hüttenbuch-Eintrag auf einer Alpenvereins-Hütte. Und zur Feier des Tages genehmige ich mir noch eine cornische Teestunde, mit Scones, Jam und clotted cream.

Die Starter-Liste im Land’s End Hotel

Um 15:30 verlasse ich endlich den Ort. Und schon bald biegt die NCN-Route 3, der ich erst einmal folge, in einen schmalen Weg ab. Augenblicklich höre ich keine Menschen mehr, keine Autos. Nichts außer dem Knirschen meiner Reifen im Sand, zwitschernden Vögeln und Meeresrauschen, das durch den Nebel leise zu mir herauf dringt. Über kleine Straßen fahre ich – wesentlich schöner, wenn auch länger als auf dem Hinweg über die A30 – wieder zurück. An einem Steinkreis sehe ich ein Dutzend Frauen an den Steinen lehnen oder in der Mitte des Kreises mit offenen Armen liegen. Offensichtlich wollen sie hier „Kraft tanken“. Aber der Kreis heißt ja auch „The Merry Maidens Stone Circle“!

Abseits des Rummels
The Merry Maidens Stone Circle

Nach einer Stunde kome ich nach Mousehole. Obwohl der Ort wegen seiner idyllischen Lage bei Touristen beliebt ist, hat er sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert: keine Bettenburgen, keine Gewerbegebiete und immer noch Fischerdorf. Gefällt mir!

Irgendwo unterwegs
Mousehole

Nach einer Pause radele ich weiter nach Penzance und dann ein paar Kilometer entlang des „Coast Path“, der auch in Deutschland durch Raynor Winns Buch „Der Salzpfad“ eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Dann biegt der NCN 3 nach Norden ab und ich mit ihm. Eigentlich wollte ich auf einem kleinen Campingplatz mein Zelt aufstellen. Leider ist der nur im Sommer geöffnet, sodass ich nicht um ein paar Extra-Kilometer herum komme, die mich in ein einfaches B&B nach Hayle bringen.

Time:
30.4.2023, 16:27:
Duration:
04:24:24
Ascent/Descent:
445 m 503 m
Distance:
42.91 km
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Scott
Scott
11 Monate zuvor

Great to read about your progress Thomas, hope the good weather lasts. Should be a bit flatter for a while now 😊. Good luck for the coming stages!

Rüge
Rüge
11 Monate zuvor

Hallo Thomas, auch wenn du schon unterwegs bist….
Ich wünsche dir eine tolle Tour

Bernhard Meyer
Bernhard Meyer
11 Monate zuvor

Tom, gutes Gelingen auf Deiner Tour. Ich wünsche Dir, dass Du in einem der Pubs mit einem Gig dabei bist.

Viktor
Reply to  Thomas Meier
11 Monate zuvor

Die leiht man dir bestimmt gerne… 😉