Montag, 1. Mai 2023
In Churchtown verströmt eine kleine Kirche normannischen Charme. Auf dem Weiterweg flutet immer wieder Bärlauch meine Geruchsnerven. In Cornel Green kommt schließlich die Sonne heraus – lauter kleine Ortschaften, die durch ebenso kleine wenig befahrene Straßen miteinander verbunden sind. Hohe Hecken säumen im Weiteren meinen Weg. Wo sie sich kurzzeitig öffnen, macht der Wind unmissverständlich klar, warum sie da sind.
Vor rund 400 Millionen Jahren prallten im Rahmen der Variskischen Orogenese die Urkontinente Gondwana und Laurasia zusammen, um in der Folge den Superkontinet Pangäa zu bilden. Im Rahmen dieser Gebirgsbildung wurden Gesteine tief in die Erdkruste versenkt, unter hohem Druck und hoher Temperatur umgewandelt, um anschließend als sog. Metamorphite wieder zu erkalten. Dabei zogen sie sich zusammen und Klüfte brachen auf, in die heiße mineralische Lösungen aus dem Erdinnern eindrangen. Nachdem auch diese erkalteten, wurde das Gebirge weit über Meeresniveau angehoben und durch Erosion wieder langsam abgetragen. Dabei entdeckten es die Menschen, die mit Beginn der Industrialisierung scharf auf alle möglichen Metalle wurden.
Bis Redruth fahre ich durch eine alte Bergbau Gegend. In der Dolcoath Mine in Stray Park z. B. wurde Zinn und Kupfer abgebaut. Immer wieder zeugen Ruinen von der industriellen Vergangenheit.
Auf einmal finde ich mich in einem Mountainbike-Paradies wieder. Es gibt Schotterwege und links und rechts davon alte Gruben und Tagebau-Krater voller Trails. Ich bin im Bissoe-Valley, einem (heute) Naturreservat mit hoher Freizeitnutzung. Am unteren Ende des Tals liegt neben einem großen Parkplatz auch ein Café – und die Sonne scheint. Perfekt!
Der Weiterweg ist dann plötzlich überflutet. ich kann nicht erkennen, wie tief das Wasser ist. Soll ich das riskieren? Ein paar entgegenkommende Radfahrer nehmen mir die Entscheidung ab: Sie fahren durch und bekommen ziemlich nasse Füße. Allerdings erst auf meiner Seite des kleinen Sees. Also müsste ich doch mit entsprechendem Anlauf … und dabei die Füße von den Pedalen nehmen …
Gedacht, getan. Und es funktioniert! Als das Rad langsamer wird, so dass ich wieder treten muss, ist das Wasser bereits flach genug, dass die Schuhe trocken bleiben.
In Carnon Downs erspare ich mir fünf Kilometer Umweg, indem ich nicht über Truro fahre, sondern direkt zur King-Harry-Fähre fahre. King Harry? der ist doch gar nicht King!? Und wird es – Stand heute – wohl auch niemals werden!
Mit einem fortlaufenden Klackern nähert sich die Fähre. Und dann sehe ich, dass sie sich an Ketten, die auf dem Grund liegen, über den Truro River, der sich hier zum Ästuar verbreitet, auf die andere Seite hangelt. Daher das Geräusch!
Warum um Portloe so ein Hype gemacht wird („eines der imposantesten Fischerdörfer“) erschließt sich weder mir noch meinen Beinmuskeln. Es ist ein Hafen und der liegt natürlich auf Seehöhe. Das heißt, ich muss mit dem Fahrrad runterfahren und nach runter kommt wieder rauf. Und da die Küste steil ist und Serpentine hier offenbar ein Fremdwort ist, heißt das mal wieder: schieben! Die Bank am Ende der Steigung nehme ich dankend an!
Bei Gorran finde ich schließlich eine kleine Zeltwiese – es ist bereits acht Uhr abends!
Time: 1.5.2023, 11:31:2 |
Duration: 08:23:49 |
Ascent/Descent: 1153 m 1122 m
| Distance: 58.06 km |
An diesem Tag habe ich übrigens das Tracking an meinem Navi zu spät eingeschaltet (ich bin ja bereits in Hayle gestartet), sodass einige Kilometer und Höhenmeter fehlen. Aber die gesamte Strecke wird ja ohnehin von meinem GPS-Tracker aufgezeichnet, dessen Verlauf Ihr einsehen könnt, wenn Ihr in der Menüleiste auf das stilisierte "P" klickt.
Dienstag, 2. Mai
Mit 14 % Gefälle geht es nach Mevagissey hinab. Ich bin schon froh, dass das Rad Scheibenbremsen hat und nicht wie früher nur die Felgen zusammendrückt.
Im Gegensatz zu Portloe gestern gefällt mir Mevagissey heute sehr - eindeutig der erste Höhepunkt des Tages! Das Problem mit Fischerdörfern ist natürlich immer noch dasselbe. Gestern musste ich insegesamt viermal absteigen und schieben und heute ist noch nicht einmal 9:40 Uhr und es geht schon wieder los. Cornwall halt! Immerhin wusste ich vorher schon, worauf ich mich einlasse, also wird auch nicht geklagt!
Idyllisch geht es dann am St.Austell river nach St.Austell hinein. Genau gesagt: heran. Denn St.Austell liegt mal wieder auf der Höhe. Eineinhalb Stunden nach meinem heutigen Start ist jetzt erst mal wieder Pause angesagt!
Eden Project: Um die Jahrtausendwende wurde hier in einem augelassenen Kaolin-Tagebau ein gigantischer botanischer Garten angelegt. Mehr noch: mehrere geodätisch konstruierte, große Kuppeln, die thematisch einen Regenwald mediterrane Klimate und ihre Pflanzen beinhalten. Das Ganze mit Blick auf eine Sensibilisierung für die weltweiten ökologischen Zusammenhänge! Nur schade, dass es im Regenwald nach Pizza riecht. Das kommt daher, dass der Verpflegungsbereich für die Besucher die beiden Themenwelten miteinander verbindet und zwar buchstäblich!
Nach längerem Aufenthalt und anschließender Pause fahre ich über sehr ruhige Straßen weiter, die aber mit unangenehm bissigen Steigungen aufwarten. Immer wieder geht es hoch in eine kleine Ortschaft, auf eine Anhöhe oder auch einfach nur so, nur um anschließend genauso schnell wieder an Höhe zu verlieren. Aber relativ bald schon komme ich in Bodmin an. Hier hat die Tante von Jane, die ich später noch besuchen werde, ein Haus, in dem ich großzügigerweise übernachten darf. Die Nachbarn Mark und Soly geben mir die Schlüssel und laden mich noch zum Abendessen ein, das von lokalen Bieren begleitet wird und mit einem Kilchoman endet - diesen Islay-Whisky kannte ich noch gar nicht. Die Erfahrung hat sich aber definitv gelohnt! Das Blog-Schreiben ist dafür umso herausfordernder!
Time: 2.5.2023, 10:00:4 |
Duration: 07:42:14 |
Ascent/Descent: 768 m 773 m
| Distance: 42.43 km |
Klasse, als wär man dabei gewesen.
Noch’n Gedicht 😉
Der Eindruck unten in der Bucht
bricht sich Bahn mit voller Wucht.
Auch wenn dann dräut so manche Steigung,
kommt es an auf deine Neigung,
nicht den Mut zu dimmen,
sondern wieder hoch zu klimmen.
Sicher fordert das Tribut,
doch ist bald alles wieder gut.
Und du wirst dann wieder oben stehen
und aus der Vogelperspektive sehen,
wo du noch eben bist gewesen
und von der Unbill dann genesen.
Nachdem du Schönes hast erkundet,
am Abend dann der Whisky mundet.
Danke, Diver! 😉