An Lahn und Dill (und in die Berge)

Am Morgen schickt mir Katrin vom AKHD Frankfurt einen Link zur Frankfurter Neuen Presse, die heute bereits und mit einem schönen Foto vom Römerberg über den gestrigen Termin berichtet.

Bei bestem Wetter und frischen 17 Grad fahre ich dann gegen 9 Uhr in Gießen los. Die Sonne strahlt aus blauem Himmel, das scheint ein schöner Tag zu werden! Mein Weg führt mich durch die Lahnauen, die Mitte der 1990er-Jahre nach jahrzehntelangem Kiesabbau zum Naturschutzgebiet erklärt wurden. Seitdem haben wieder viele Vogelarten hier ihr Zuhause gefunden, u. a. Eisvögel, Haubentaucher und Kiebitze. Nicht, dass ich die sehen würde, aber ich glaube einfach mal der Infotafel, an der ich vorbeikomme. Was ich aber tatsächlich viel sehe, sind Reiher und wieder Störche, so wie schon an der Leine, der Fulda, am Main und in vielen anderen Gegenden. Ganz Deutschland scheint wieder Storchenland geworden zu sein – eine schöne Entwicklung!

In den Lahnauen
In den Lahnauen

An einem Wegweise wähle ich die zwei Kilometer kürzere Strecke Richtung Wetzlar, die allerdings bald an der autobahnähnlichen B49 entlang führt und mir ziemlich schnell auf den Keks geht. Also wechsele ich bei nächster Gelegenheit doch wieder auf die rechte Lahnseite, auf der es weitaus ruhiger zugeht. Üppig gefüllte Apfelbäume verführen zu einem zweiten Frühstück. Wenige Kilometer vor Wetzlar finde ich auf einem verwilderten Acker eine kleine Sonnenblume, die perfekt in die Lenkervase passt, die ich vom AKHD Lünen mit auf den Weg bekommen habe.

Nach Wetzlar fahre ich auf einen Cappuccino und ein kurzes Sightseeing hinein – so viel Zeit habe ich heute wohl. Leider ist der Dom – tatsächlich eine Simultankirche, also von Katholiken und Protestanten gleichermaßen genutzt – eingerüstet und damit nicht besonders präsentabel. Aber auch Details können ja interessant sein, wie die von Steinmetzen ausgeschmückte Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse am Hauptportal, die, wie leider lange Zeit üblich, auf diffarmierende Weise den Teufel im Pakt mit einem durch den spitzen Hut symbolisierten Juden zeigt.

Fuhr ich bisher Lahn-abwärts, geht es nun das Dill-Tal hinauf. Nach anfänglicher Begleitung durch die B277 ist es auch hier bald völlig ruhig – aufs Neue macht sich Idylle breit. Über Herborn und Dillenburg, an Haiger und Steinbach vorbei fahre ich dann einen wunderschönen Waldweg hoch. Zunächst nur langsam nehmen aber auch die Steigungen zu. Um 16 Uhr stehe ich dann nach einem steilen Schlussanstieg verschwitzt und abgekämpft in 535 m Höhe auf der Wasserscheide zwischen Lahn und Sieg. Dem Wasser wird’s egal sein, wo es runter läuft. Beide Flüsse fließen in den Rhein und nach ein paar Tagen in die Nordsee.

Ich quere den Rothaarsteig und bin im Siegerland. Auch der Baustil hat sich geändert: Schiefer wird jetzt zum vorherrschenden Fassadenmaterial. Die Sonne scheint wieder, als ich nach Siegen hinunter laufen lasse, obwohl der Wetterbericht eigentlich für heute Nachmittag Regen vorhergesagt hatte. Schön, dass sich das Wetter nicht dran gehalten hat! Am Fuß des Wellersberges rufe ich wie verabredet Susanne vom Siegener Dienst an, der seine Büros in der Kinderklinik auf dem Wellersberg hat. Eine letzte Steigung – 70 Hm auf 450 m – und ich werde von grünen und blauen Luftballons, aufmunternden Plakaten und Anfeuerungsrufen empfangen.

Schiefer dominiert die Siegerländer Fassaden
Durchhalteparole!
Angekommen!

Nun bleibt nicht mehr viel: 1.600 km zeigt mein Tacho bereits (also doch mal wieder mehr, als gedacht) und nach zwei Ruhetagen zu Hause geht es am Sonntag auf die letzte und kurze Etappe von Siegen nach Olpe!

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Fee
Fee
3 Jahre zuvor

Lieber Thomas,
auch im Urlaub habe ich mit viel Freude deine Berichte verfolgt. Toll, was du alles erlebt und wieviele Menschen du getroffen hast :). Für die letzte Etappe wünsche ich dir nochmal alles Gute und einen wundervollen letzten Zieleinlauf! Dass deine Tour in jeder Hinsicht ein Erfolg war bzw. noch ist, steht auf jeden Fall jetzt schon fest…
Ganz liebe Grüße von Fee