Im Land der Burgen und Vulkane
„Nicht erschrecken“ rufe ich den Gästen zu, die abends um Viertel nach Neun mein Zimmer im Hotel „Kaiser Wilhelm“ betreten. Denn das Hotel ist in Wahrheit keins, sondern der Kaiser-Wilhelm-Turm auf der Hohen Acht, „mein Zimmer“ ist der Eingang des Turms und ich liege bereits im Schlafsack, während die zwei tatsächlich jetzt noch die 86 Stufen zur Aussichtsplattform hochsteigen, um die wolkige Aussicht zu genießen. Das mit dem Sonnenuntergang auf dem höchsten Berg der Eifel hat leider nicht geklappt.
Dabei bin ich schon zwei Tage später als geplant losgefahren, da diese zwei Tage mit Regen und Gewitter „gesegnet“ waren. Heute ist es immerhin trocken geblieben, aber durchgängig bewölkt und kalt, als ich von Bonn aus über Rheinbach und Berg und das herrlich ruhige Vischelbachtal hinab bis ins nicht mehr ruhige Ahrtal gefahren bin. Immerhin ist die Strecke Richtung Kesselbach und hinauf zur Hohen Acht bei Motorradfahrern offenbar weniger beliebt, so dass ich ungestört Krähen und Bussarde beim Luftkampf beobachten konnte und auch die Eichelhäher, die auf den abgemähten Wiesen nach was-weiß-ich-was suchten.
Nach einer 10 Grad kalten, aber Dank des Turmeingangs windgeschützten Nacht fahre ich am Morgen durch die neblige Eifel nach Adenau. Und schon geht der Lärm wieder los! Aber dieses Mal sind es keine Motorradfahrer, sondern der Nürburgring, der seinen akustischen Schatten voraus wirft. Nix Montags Ruhetag! Den gibt es nur bei den Cafés, in denen ich mich gerne beim ersten Cappuccino des Tages aufwärmen würde. Der Kabarettist Horst Schroth hat mal vermutet, dass Männer das Im-Kreis-Fahren deshalb so toll finden, weil man nicht nach dem Weg fragen muss und sich trotzdem nicht verfahren kann. Ok, das war in der Vor-Navi-Zeit!
Trotz der Geräuschkuliise besuche ich noch die Nürburg, die ebenso wie die Hohe Acht auf einem alten Basaltschlot sitzt. Beide (Vulkane) stammen aus dem Tertiär, sind also schon etliche Millionen Jahre alt. Aber ich freue mich dann doch, als es hinter Kelberg wieder ruhig wird. Der Eifel-Ardennen-Radweg folgt einer alten römischen Handelsstraße, immer schön oben auf der Wasserscheide zwischen Ahr und Mosel und damit mit wenig Höhenunterschied. Davon hatte ich seit gestern schon genug. Deshalb fahre ich jetzt auch nach Daun, um dann dem Maare-Mosel-Radweg zu folgen, der eine ehemalige Bahntrasse nutzt und deshalb ebenfalls mit Steigungen geizt.
Damit die Beine nicht ganz aus der Übung kommen, erlaube ich mir noch einen Abstecher zum Gemündener Maar. Und hier sind wir geologisch im Pleistozän, gewissermaßen in der Jetztzeit. Die jüngsten Maarausbrüche sind gerade mal 11.000 Jahre her, wurden also von Menschen miterlebt! Und wenn man bedenkt, seit wann es Vulkanismus in der Eifel gibt, ist das keine sonderlich lange Pause. Allerdings sind sich die Experten einig, dass es aktuell keine Anzeichen für ein Wiederaufflammen des Eifel-Vulkanismus gibt. Für den Geologen sind Maare übrigens das Ergebnis phreatomagmatischer Ereignisse: aufsteigendes Magma trifft auf reichlich Grundwasser und explodiert förmlich, so dass es ein Loch in der Erdoberfläche reißt – und fertig ist das Maar!
Hinter Manderscheid haben die Beine dann endgültig Ruhepause: in nahezu stetigem Bergab geht es bis an die Mosel.
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Ist schon schön, unsere Heimat.
Und bald bekommst Du bestimmt auch wieder wärmeres Wetter 🙂
VG
Viktor
Und weil unsere Heimat so schön ist, fährst Du auch seit Jahrzehnten schon jedes Jahr nach Griechenland! 😉
Auf Deinen letzten Bericht und das neue Layout gebe ich Dir übrigens noch ein Feedback – an anderer Stelle natürlich!