Natur, Gegenwind und Regenschauer

von Torgau zu Lutherstadt Wittenberg

Ein paar Punkte der gestrigen Stadtführung wollen wir heute morgen noch vertiefen: Zunächst gehen wir nochmal zur Stadtkirche, in der die Grabplatte der „Lutherin“, Katharina von Bora steht. Einen schönen Symbolgehalt hat das untere Altarbild: es zeigt Jesus und seine 12 Jünger beim letzten Abendmahl, mit einem freien Platz, der den Betrachter zur Teilnahme einlädt.

Die „Lutherin“: Grabplatte der Katharina von Bora

Einladung zur Teilnahme am Abendmahl in der Torgauer Stadtkirche

Auch zum Schloss gehen wir wieder. Heute morgen sind die Bären im Schlossgraben zu sehen, wo schon seit 1452 Bären gehalten werden, zeitweise bis zu 36! Fatal war das Jahr 1634: Als die Schweden im Dreißigjährigen Krieg in Torgau einfielen, verspeisten sie die Bären, was die Torgauer bis heute erzürnt und nach Auskunft unseres gestrigen Fremndenführers jede schwedische Besuchergruppe zu Entschuldigungen veranlasst 🙂 Aber das Schloss hat ja noch ein Highlight und das ist der Wendelstein, ein zum Hof offenes Treppenhaus. Ein architektonisches Glanzstück, nicht nur von außen, sondern auch, wenn man drinnen steht und rauf oder runter guckt. Und ein drittes Highlight gibt es mit der Schlosskirche, der ersten nach Lutherschen Maßstäben gebauten Kirche Deutschlands: Die Kanzel ist seitwärts in der Mitte des Raumes angebracht, um das Wort Gottes in den Mittelpunkt der Gemeinde zu stellen. Außerdem ist die Orgel sichtbar über dem Altar platziert, um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass Musik die Menschen noch besser erreicht als das gesprochene Wort.

im Wendelstein des Torgauer Schlosses

Schlosskirche Torgau

Wir verlassen Torgau nicht ohne einen Blick auf das Denkmal zur Begegnung an der Elbe zu werfen. Auch wenn in Torgau erst der dritte Kontakt des 25.4.1945 zwischen Russen und Amerikanern stattfand, ist es der zentrale Gedenkort für das Ereignis, das für Deutschland Niederlage und Befreiung zugleich symbolisiert.

Der Gedenkstein zur russisch-amerikanischen Begegnung am 25.4.1945 in Torgau

Die nächsten 70 km finden ohne Sightseeing-Aktionen statt, stattdessen gibt es Natur satt. Viele Seen und Altarme der Elbe, häufig von Schilf umstanden, aus dem dann auch der Schilfrohrsänger seine ununterbrochenen Tonfolgen und Knarrlaute ertönen lässt. Später fahren wir auch durch Heidelandschaft, sehen Bussarde, Rot- und vermutlich sogar Schwarzmilane, Reiher und endlich auch wieder Störche! Bussarde scheinen übrigens keine Freunde in der Luft zu haben. Nicht nur die Krähen greifen an, sobald sich einer nähert, wie wir sehen konnten, stürzt sich auch der Rotmilan vehement auf ihn.

die nächste Regenfront

zwischen Torgau und Wittenberg

Der weniger schöne Teil dieser Etappe besteht aus viel Gegenwind, wenn auch nicht mehr so heftig wie gestern, und Schauern. Dabei haben wir in Wittenberg noch Glück: wir fahren gerade unter das Vordach eines Supermarktes, als es anfängt zu regnen. Nach dem Einkauf fürs Abendessen ist schon wieder alles vorbei. Eine halbe Stunde später haben wir gerade das Zelt aufgestellt und alle Packtaschen eingeräumt, als erneut ein heftiger Schauer runter kommt. Naja, Glück gehört eben auch dazu 🙂

Abend an der Elbe

73 km / 185 Hm

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