Samstag, 13. Juli
Als ich in Celle wieder losradel, ist es grau und trüb. Die Nässe des gestrigen Gewitters und durch den Sturm abgeschlagene Zweige liegen noch schwer auf den Wegen, über die ich meinen Weg aus der Stadt heraus suche. Jetzt war ich ja schon oft in Celle, aber habe mir noch nie die Zeit genommen, mir die Altstadt mir ihren historischen Häusern mal etwas genauer anzuschauen, die mir im Vorbeifahren zuruft: „Genau, mach doch mal!“. – Wieder eine Chance verpasst! Naja, alles geht eben nicht.
In Großburgwedel treffe ich meinen ehemaligen Kollegen Andreas, der mich dann bis Hannover begleitet. Interessant: der Zwischenstopp in Isernhagen. Der Name, erklärt er mir, bedeutet so viel wie „der Wald, in dem Eisen vorkommt“. Hier wurden große Mengen Raseneisenstein gefunden, Eisen-Konkretionen, die sich unterhalb der Grasnabe im Grundwasserbereich bilden und die in Isernhagen sowohl verhüttet als auch als Mauerstein genutzt wurden, wovon einige Ausfachungen wunderschön zeugen.
Wenige Meter nach dieser Scheune kommen wir an einem Bauernhaus-Museum vorbei, das zwar nicht geöffnet hat, aber das Tor zum Freigelände steht offen, dahinter alte Höfe, Scheunen, Kutschen und Heuwagen und ein hübscher Bauerngarten.
Bei Claudia, ebenfalls eine ehemalige Kollegin, und ihrem Mann kann ich übernachten, abends gehen wir zu viert (Andreas kommt auch wieder dazu) etwas Essen (und Trinken), schwelgen in Erinnerungen und tauschen Neuigkeiten aus. Der zweite gesellige Abend in Folge – davon werde ich die nächsten Tage zehren müssen!
Time: 13.7.2024, 11:00: |
Duration: 04:06:37 |
Ascent/Descent: 145 m 145 m
| Distance: 40.94 km |
Sonntag, 14. Juli
In Hannover habe ich -nicht ganz freiwillig - drei Jahre meines Lebens verbracht. In dieser Zeit hat sich meine Einstellung von "Nichts ist doofer als Hannover" zu "Hannover ist die vermutlich am meisten unterschätzte Stadt Deutschlands" gewandelt! Definitiv ist sie einen längeren Besuch wert. Für mich bleibt es heute allerdings bei einer kurzen Durchquerung.
Sonntag Vormittag und Sonnenschein. In der Eilenriede tummeln sich ganze Gruppen von Joggern, Walkern und Spaziergängern. Am Maschsee tobt der Bär; auf dem Wasser, den Rad- und Fußwegen. Auch in den Leineauen sind noch viele Menschen unterwegs, die aber immer weniger werden, je weiter Hannover hinter mir liegt.
Viel Wasser, viel Grün, viele idyllische Wege begleiten mich nach Süden die Leine entlang.
Im Laufe des Tages wird es immer schwüler. In Alfeld sind es noch 20 km bis zu meinem Etappenziel. Da kommt mir einer Eisdiele gerade recht. Im übernächsten Ort, Wispenstein, sind Straßen und Wege klatschnass. Hier ist wohl kurz zuvor ein kräftiger Regenschauer durchgegangen. Offenbar habe ich die Eis-Pause genau zum richtigen Zeitpunkt gemacht!
Viele Radfahrer, auch ganze Gruppen kommen mir am heutigen Sonntag entlang der Leine entgegen. Darunter eine, bei der der letzte mit einer riesigen Bluetooth Box die ganze Gruppe vor sich beschallt. Ich bin versucht ihm hinterherzurufen "hör doch mal, wo du fährst", aber das würde er natürlich gar nicht hören können. Er hört ja ohnehin nichts außer seinen Beats. Keinen Buchfink, keine Amsel, nicht das Rauschen des Fahrtwindes in den Ohren, nicht das Knirschen unter seinen Reifen, nicht den kleinen Stein, der vom Reifenprofil hochgewirbelt wird und nach einer Runde unterm Schutzblech wieder hinausgeschleudert wird.
Der Tag endet in einem hübschen kleinen Appartement mit einem sehr netten Vermieter und dem EM-Finale.
Time: 14.7.2024, 10:23: |
Duration: 07:51:42 |
Ascent/Descent: 431 m 324 m
| Distance: 90.77 km |
Wieder wunderschöne Eindrücke. Ich habe das Gefühl mit zu Radeln. Danke dafür.
Immer wieder gerne!
Toll, das Bild vom „Neuen Rathaus“ mit der Spiegelung im Wasser!
Ja, war halt das passende „Instagram-Wetter“ 😊