Sonntag, 07.05.23
Rund 20 km fahre ich auf kleinen asphaltierten Straßen, dem Avon Cycleway folgend, bis ich die Brücke über den hier rund 200 Meter breiten Avon erreiche. Diese teile ich mir mit der M5. Zwar auf abgetrennter Fahrradspur, aber ich bin trotzdem froh, als ich kurz darauf wieder im Grünen bin und der Lärm abebbt.
Nun fahre ich weitere 20 km durch die Vorstädte und Industrieanlagen von Bristol; nicht immer die hübschesten Gegenden. Immerhin gibt es auch grüne Passagen, bei denen sich Auge und Nase allerdings nicht auf eine Gesamtnote einigen können. Kein Wunder, wenn es bei allem Grün gleichzeitig nach Teer oder Kläranlage stinkt.
Aber was ist das jetzt? Die Fahrrad Blockaden werden auch immer verrückter: Da ist ein Durchgang viel zu schmal für meinen Lenker. Hier komme ich definitiv nicht durch! Zum „Glück“ ist der Weg neben dieser Schleuse auch durch Felsbrocken gesperrt. Diese sind immerhin so, dass ich mein Rad – nachdem ich das Gepäck abgenommen habe – darüber heben kann. Kurze Zeit später ist eine Brücke gesperrt – oder auch nicht. Mit kommen zwei Radfahrer entgegen, die ihre leichten Rennräder durch den zwischen Gitter und Betonblöcken verbleibenden Schlitz heben und mir versichern, dass der Weiterweg völlig unproblematisch ist. Sie helfen auch mir, nachdem ich erneut mein Gepäck abgenommen habe, diese Schikane zu überwinden.
Imposant ziehen sich zwei lange Brücken über den Severn, der hier rund drei Kilometer breit ist. Über die zweite führt der Radweg. Als ich auf der Brücke für ein Foto anhalte, spüre ich neben dem kaltem Wind (ich bin rund 50 Meter über der freien Wasserfläche), wie Sie unter der Belastung der Autos und Laster schwingt. Auf der anderen Seite bin ich in Chepstow. 45 km sind für heute auf dem Tacho und ich könnte mal wieder was essen. Ich finde einen Spielplatz mit Sitzbänken und mache erst mal Pause.
Von hier aus fahre ich über die A466 ins Wye Valley. „A“ steht hier übrigens nicht für Autobahn, sondern für „Arterial route“, also Hauptrouten, vergleichbar unseren Bundesstraßen. Trotz des sonnigen Sonntagnachmittags hält sich der Verkehr aber in Grenzen und wird niemals unangenehm.
In Tintern stoppe ich, um mir die ehemalige Zisterzienser-Abtei anzuschauen. Der Zisterzienser wollten den Benediktiner-Orden zurück zu seinen Wurzeln führen. Während die Regeln des Benedikt von Nursia den Verzicht auf Eigentum und ein zurückgezogenes Leben forderten, hatten sich die Benediktiner ins Gegenteil entwickelt: sie waren vermögend und politisch einflussreich geworden. So gründeten die Zisterzienser Tintern Abbey 1131 bewusst an einem sehr abgelegenen Ort: im Tal des Wye, weit entfernt von menschlichen Siedlungen, um sich einem Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit zu widmen. Das ging rund 400 Jahre gut, bis das Kloster 1536 unter Heinrich VIII. aufgelöst wurde und verfiel. Heute wird die Ruine von der walisischen Denkmalschutzbehörde erhalten. Teile der Kirche sind aktuell wegen Steinschlaggefahr gesperrt.
Auch ich verfalle wieder der Faszination dieser gigantischen Ruine (ich war vor 32 Jahren schon einmal hier), die im Zeitalter der Romantik als Ausflugsziel wieder bekannt wurde.
Weiter geht es nach Monmouth. Auch hier an der A466 riecht es immer wieder nach Bärlauch, der am Straßenrand in voller Blüte steht. In Monmouth stoppe ich für eine kurze Pause vor einem Inn, vor dem eine Band Gitarren lastigen Hard Rock mit mehrstimmigem Gesang zum Besten gibt: ganz mein Geschmack! Wäre ich nicht noch einige Kilometer von meinem Tagesziel entfernt, ich würde am liebsten hier bleiben und der Musik das ein oder andere Bier hinzufügen.
Die letzten 18 km des Tages bringen mich dann ins ländliche Herefordshire, wo ich bei unseren langjährigen Freunden Jane und Adrian einen angenehm entspannenden Ruhetag verbringen werde.
Time: 7.5.2023, 10:54:2 |
Duration: 09:05:41 |
Ascent/Descent: 906 m 825 m
| Distance: 89.27 km |
Glad you had a good day – you were lucky with your timing in Somerset! https://www.bbc.co.uk/news/uk-england-somerset-65542510
Thomas, ich glaube nach Allem was ich lese hast du dir einen Ruhetag mehr als verdient. Gute Weiterfahrt.