Die Autofahrt von Pottenstein nach Büchenbach dauert nur 17 Minuten. Eigentlich. Außer, man hat einen Mähdrescher samt Anhänger vor sich und noch ein paar einspurige Baustellen, deren Fahrbahnbreite nicht ganz an den Mähdrescher heranreicht. Aber wie das Leben so spielt: schließlich sind wir doch am Brauereigasthof Herold, um das Auto zu parken. Und trotz der frühen Stunde können wir sogar unser Gepäck schon ins Zimmer bringen.
Nun aber los. Schließlich stehen heute 18 Kilometer, 450 Höhenmeter und zwei Brauereigasthöfe an, bevor wir im dritten übernachten. Wir folgen dem Bierkrug – sympathisches Logo! Zum Warmwerden geht’s den Berg hoch und unter der Autobahn durch, die sich zuvor schon in unsere Gehörgänge gedrängt hat. Dahinter geht es bequem höhenlinienparallel, aber leider weiter in Autobahnnähe Richtung Norden. Schön ist der Weg dennoch. Nur vereinzelt unterbrechen Asphaltpassagen Feld- und Waldwege. Mal geht es an Obstbaumalleen entlang, mal in Rottönen über raschelndes Herbstlaub, dann wieder in Grüntönen durch bemoosten Wald. Kurzzeitig wird es steil, aber hier sind wir auch auf dem „Fränkischen Gebirgsweg“ – was es alles gibt!
Gegen Mittag kommen wir an eine Baustelle. Die Arbeiter fahren gerade zum Essen und rufen uns zu, wir könnten ja schonmal weitermachen! Ha, das glaubt ihr aber auch nur! Uns steht der Sinn selbst nach Mittagessen. Und -trinken. Schließlich sind wir jetzt in Weiglathal, wo die Brauerei Übelhack die erste Bierprobe des Tages verspricht. Nur: wo ist die Brauerei? An einem Gasthof, der „Weiglathaler Bier“ im Ausschank hat, sind wir ja schon vorbei gekommen. Wir sprechen einen alten Mann an, der vor einem Haus einen Rasenemäher mit Anhänger (!?) belädt. „Ja hier!“ antwortet er auf die Frage, wo das Weiglathaler Bier gebraut wird und deutet hinter sich in den Keller. Wenn das Wort „Privatbrauerei“ irgendwo angebracht ist, dann hier!
Wir gehen in den Gasthof, bestellen etwas zu essen und natürlich das lokale Bier: dunkel ist es, würzig und hopfig. Richtig lecker! Leo gibt ihm 4,5 Sterne (auf einer 5sternigen Leo-Skala). Es ist definitiv eines der leckersten Biere bisher. Lässt man die Rauchbiere mal außen vor, die eigentlich eine gänzlich andere Liga bilden, sogar das leckerste! Es wird übrigens ausschließlich in Fässer abgefüllt: kein Flaschenverkauf! Lediglich Partyfässer gibt es als Zugeständnis an Nicht-Gasthof-Konsumenten. Konsequenterweise bestellt Leo eine zweite Runde. Ob das eine gute Idee war? Die Standard-Einheit ist hier schließlich das Seidla – trotz des niedlichen „la“ am Ende 0,5 Liter.
Schließlich wagen wir uns wieder hinaus. Es geht! Wir haben jetzt die halbe Wegstrecke hinter uns. Der Rest ist gedrittelt: Zunächst kommt die Brauerei Kurzdörfer in Lindenhardt, die aber diese Woche in Urlaub ist. Wir gehen weiter. Nach einem kilometerlangen Abstieg folgt der Gipfelanstieg nach Leups zur Brauerei Gradl. Es ist 15:30 und wieder sind wir verblüfft, wie voll das Gasthaus um diese Tageszeit schon ist. Und jetzt sitzen auch noch zwei Fremde da herinnen! Zweite Bierprobe des Tages: Leupser Dunkel – es ist insgesamt eine dunkle Runde heute, auch die Wolken spielen mit! Charakter: etwas hopfiger, dabei aber wässriger, insgesamt weniger rund, rauher. Leo-Bewertung: 3,5 Sterne.
So, letzte Etappe: nur noch knapp vier Kilometer bis zu unserem Gasthof. In der mittlerweile eingebrochenen Dunkelheit verlaufen wir uns kurzzeitig, wobei wir auch einige Höhenmeter verschenken. Aber selbstredend bewältigen wir auch dieses Problem und sitzen kurz drauf und nach erfolgter Dusche im Gastraum. Wieder voll (der Gastraum)! Auch wenn uns der Wirt in Leups sagte, dass er aufgrund der sich aufsteilenden vierten Corona-Welle eigentlich mit weniger Besuchern gerechnet hat, scheint überall das Gegenteil der Fall zu sein: Gaststättenbesuche sind in Bayern allerdings nur noch nach 2G-Regel erlaubt und offenbar gibt das den Leuten Sicherheit. Ob man geimpft oder genesen ist, wird auch tatsächlich überall konsequent überprüft!
Die Küche des Gasthof Herold bietet übrigens „knusprige Bratkartoffeln aus eigenem Anbau“ an! Wow! Meines Wissens war Findus mit seinem Hackfleischbällchen-Strauch weniger erfolgreich! Aber das ist ja auch schon 30 Jahre her. Seitdem haben sich die Zuchtmethoden offenbar durchschlagend verbessert! Aber wie dem auch sei: wir müssen natürlich noch eine dritte Bierprobe machen: Das „Beck’n Bier“ ist wiederum dunkel, fließt im Gastraum reichlich – und ist noch wässriger. Nur 3 Sterne auf der Leo-Skala.