Der Mittenwalder Höhenweg
„Der Klettersteig ist heute gesperrt – der wird ausgebessert!“ Wie bitte? Und das sagt sie uns erst, nachdem wir die Tickets für die Karwendelbahn bezahlt haben, die uns zum Einsteig des Mittenwalder Höhenwegs bringen soll?! Nach kurzer Beratung geben wir die Tickets zurück, was zum Glück anstandslos akzeptiert wird. Doof genug, dass nicht schon am Parkplatz darauf hingewiesen wurde – so haben wir 5 Euro Parkgebühr für ca. 12 Minuten Parken ausgegeben!
Drei Tage später sind wir wieder da, nachdem wir uns zuvor telefonisch vergewissert haben, dass der Höhenweg heute auch begehbar ist. Apropos: Ist das nun ein Höhenweg oder ein Klettersteig? Nun ja, das kommt mal wieder auf den Betrachter an: Wirklich klettern muss man nicht, dennoch gibt es viele ausgesetzte Wand- und Gratpassagen, die mit Leitern und Drahtseilen abgesichert sind, so dass man sich mittels Klettersteig-Set sichern kann. Für erfahrene, trittsichere und schwindelfreie Geher ist das nicht unbedingt nötig – der Höhenweg wird als Klettersteig der Kategorie A/B gewertet – aber die Grenzen der Belastbarkeit sind immer individuell. Axel Honolds free solo am El Capitan ist dafür ein Extrembeleg, den nachzuahmen für die Wenigsten sinnvoll ist.
Uta will das Paar, das sich noch in seine Sitzgurte schält, vorgehen lassen, weil sie sich ungerne durch Nachfolgende drängeln lässt. Da wir aber bereits abmarschbereit sind, steigen wir dann doch schon ein. Und das ist auch gut so! Denn beim Zurückschauen merken wir, dass die Frau einige Unsicherheiten zeigt und das Drängeln auf unserer Seite gewesen wäre. Und dann sind da noch die beiden Frauen, die uns schon in der Bahn durch ihre laute Geschwätzigkeit auffielen. Auch die lassen wir lieber hinter uns. Ja, es sind schon gewisse Massen, die da auf dem Höhenweg unterwegs sind. Immerhin ist es kein Wochenende, da steht man wahrscheinlich des Öfteren im Stau!
Aber wenn man die Leute ausblendet, die ja letztlich lediglich mit demselben Interesse wie wir hierher gekommen sind, kann man die Ausblicke genießen, die sich uns bieten: auf den Wettersteinkamm mit Alp- und Zugspitze, auf die Wolken im Tal und den morgendlichen Dunst, der die Seekarspitzen in seltsame Lichter hüllt, auf die vergletscherten Stubaier Alpen und auf die Häuser und Autos, die klein wie Spielzeug 1.400 Meter unter uns das Isartal bevölkern.
Und der Mittenwalder Höhenweg, millionfach begangen, lohnt sich auch für die eine-million-und-ersten Begeher, die wir wahrscheinlich sind. Fast immer verläuft er auf der Gratschneide entlang, nur einmal weicht der Weg in die Ostseite der Sulzeklammspitze aus. Hier kühlen uns die aus dem Karwendeltal aufsteigenden Wolken ab, der Hinweis „nicht stehen bleiben“ macht in dieser steinschlaggefährdeten Flanke durchaus Sinn! Und das Fahrrad-Verbots-Schild? Zeigt auf jeden Fall Sinn für Humor!
Nach vier Kilometern auf dem Grat ist der Spaß vorbei und es folgt ein steiler Abstieg zur Brunnsteinhütte, die uns mit Kaffee und Kuchen verwöhnt, bevor wir auch noch die restlichen 600 Höhenmeter ins Tal unter die Profilsohlen nehmen.
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Kurz und knackig geschrieben. Und TOLLE PHOTOS!!
Danke! Ich verspreche Dir, dass es künftig weitere Photos von meinen Eskapaden geben wird!
Ansonsten hoffentlich bis bald im Gaffels! 🙂 🙂 🙂