Aller Anfang ist nass

Montag, 18.9.

Über 30 Kehren schraubt sich die Silvretta-Hochalpenstraße zur Bielerhöhe hoch. Am Silvretta-Stausee angekommen, regnet es genauso wie auf der Fahrt hierher. Wolken hängen überm See und verdecken die Gipfel. Hier lassen wir das Auto für die nächste Woche stehen und starten zu Fuß, behangen mit Rucksack und Regenschutz.

Während wir uns, unaklimatisiert wie wir sind, langsam der Hütte entgegen schleppen, haben die Amphibien Rush Hour: Kröten und Alpensalamander kreuzen unseren Weg und fühlen sich in der Nässe sichtbar wohl.

Laut grölend wälzt sich die Ill – so heißt der Fluss rechts von uns – als grautrübe Brühe durch das Ochsental, volltrunken vom Regen und den weiter oben abschmelzenden Gletschern.

Als wir um 18 Uhr die Wiesbadener Hütte erreichen, kommen wie gerade rechtzeitig zum Abendessen.

Dienstag, 19.9.

Mangelndes Training und mangelnde Akklimatisation: keine gute Mischung in zweieinhalbtausend Meter Höhe. Hier ist die Luft doch deutlich dünner als in Bonn. Ich atme mit einem Schritt ein, mit dem nächsten aus. Auch die Stöcke schwingen im Takt: rechter Stock, linker Fuss, linker Stock rechter Fuss. So nähern wir uns Schritt für Schritt der Getschner-Scharte. Zum Glück ist der Weg gut trassiert und nicht allzu steil. Noch.

Das erste Joch des Tages, den Radsattel haben wir bereits hinter uns. Dort hat uns in Wolken und bei leichtem Nieselregen eine Jugendgang von drei Steinböcken begrüßt. Jetzt kommt immerhin ab und an die Sonne heraus, auch wenn von Fernsicht immer noch nicht viel zu sehen ist.

Unterm Radsattel

An der Getschnerscharte in 2.839 m nimmt dann auch der blaue Himmel zu. Die Jamtalhütte, unser Tagesziel, ist von hier oben aus schon zu sehen. Bis dahin sind es allerdings noch 700 Meter runter. Und das ziemlich steil! Schlecht eingelaufen, wie wir sind, kostet das! Nämlich erstmal Zeit und morgen einen heftigen Muskelkater!

Und wie am Anfang eigentlich jeder Tour frage ich mich „warum tue ich mir das eigentlich an?“ Und am Ende der Tour werde ich dann wieder sagen „tolle Tour, wieder eine Erfahrung mehr, die ich nicht missen möchte!“. Was wir bei der künftigen Tourenplanung aber schon beachten sollten, ist, die ersten Etappen weniger lang zu planen!

Natürlich kommen wir irgendwann auf der Hütte an und nach einigem Stretching und dem ersten Bier sieht die Welt schon wieder entspannter aus!

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Viktor Keimes
7 Monate zuvor

Immer wieder schön, die Tier- und Blumenfotos. Ich mag solche Details sehr.

Birgit
Birgit
7 Monate zuvor

Hallo ihr beiden, trotz Anstrengung schaut ihr verdammt entspannt in der Mittagspause aus. Alle Achtung. Weiter so.

Christa Reppel
Christa Reppel
Reply to  Birgit
7 Monate zuvor

Richtige Herbststimmung verbreiten deine Fotos,lieber Thomas, und es ist immer wieder ein Erlebnis, an deinen Touren virtuell teilnehmen zu können. Ich finde es toll dass du dich diesen -selbst gewählten – Herausforderungen stellst. Das ist intensives Leben! Viel Freude weiterhin, trotz aller Anstrengungen!