Vulkanasche und Buchenwälder

Auf den Monte Zoccholaro und weiter

Der Etna ist weiter aktiv. Wir wollen noch eine Tour in seiner Nähe durchführen – dieses Mal aber auf eigene Faust. Wir entschließen uns zu einer Wanderung auf den Monte Zoccholaro und darüber hinaus. Er liegt etwas abseits der Rummelplätze auf der Südseite des Etna. Aber es ist Sonntag! Auf dem Parkplatz, von dem aus wir starten, steht bereits ein gutes Dutzend Autos, deren Inhaber offenbar alle dasselbe Ziel haben wie wir. Aber egal! Wir laufen los. Auf vulkanischer Asche früherer Ausbrüche, durch Buchenwälder und Ginsterbüsche steigen wir Richtung Monte Zoccholaro. Schon vor dem Gipfel öffnen sich fantastische Blicke auf das Valle del Bove, das von mehreren Lavaflüssen, zuletzt 2004, überflutet und in eine bizarre Landschaft verwandelt wurde. Mehrere Ascheregen taten das Ihre dazu, eine Landschaft wie einen Gletscher zu formen, nur in schwarz. Und im Gegensatz zu ihnen wächst dieser hier weiter.

Der Gipfel ist bald erreicht und bietet nun auch den Ausblick nach oben, zu seiner rauchenden Majestät!

Am Gipfel des Monte Zoccholaro

Der Übergang zu dem weiter aufwärts leitenden Grat enthält den ein oder anderen „Brennessel-Trail“. Brennesseln? Die hatten wir hier eigentlich nicht erwartet. Den Parcour mit kurzen Hosen zu meistern, erfordert eine gewisse Gelenkigkeit. Während wir über den anschließenden Grat weiter aufwärts steigen, donnert uns der Etna regelmäßig von weit rechts her an. Der Aufstieg in seinen Hinterlassenschaften ist einigermaßen anstrengend: Wenn man immer bewusst den Vorderfuß statt der ganzen Sohle belastet, geht es noch am besten, trotzdem rutscht man in den Aschen mit jedem Schritt auch zurück, sodass wir, wann immer möglich, Felsen und Grünpolster in unsere Schrittabfolgen einbeziehn. Irgendwie gibt das dem geflügelten Wort vom „Tanz auf dem Vulkan“ eine ganz neue Bedeutung!

Auf dem „Brennessel-Trail“

Schließlich erreichen wir auf knapp 2.000 Metern Höhe einen schönen Rastplatz und Aussichtspunkt, den wir für heute als unseren Gipfel definieren und bleiben fast eine Stunde im Angesicht des – wie uns scheint – immer stärker rauchenden Vulkans.

Was bergauf anstrengend war, ist bergab ein Genuss: Die Asche federt jeden Schritt, oft kann man unter Einsatz der Fersen regelrecht abfahren. Spätestens jetzt bewähren sich auch die Kurzgamaschen, die den Schuhrand umschließen: Trotz der niedrigen Schuhe gelangt kein Steinchen, kein Aschekrümel in den Schuh hinein!

Mit dem Rückweg wechselt auch die Perspektive noch einmal: Den Lavastrom im Valle del Bove sehen wir nun an seinem südlichen Rand: Wie mit dem Messer abgeschnitten bildet er eine scharfe Kante zum Waldhang. Ein Meter weiter unten oder oben entschied offenbar über Absterben oder Weiterleben eines Baumes. Wie eine erstarrte Küstenlinie sieht das aus. Kaum zu glauben ist dagegen, dass ein einzelner Baum mitten im großen Lavafeld steht. Hat der den damaligen Lavastrom überlebt, weil er ein paar Zentimeter höher stand? Oder hat ein einzelner Samen zufällig den einzigen Punkt in weitem Umkreis getroffen, der genügend Nährstoffe und Wasser bot, um zu keimen und in wenigen Jahren zur jetzigen Größe heranzureifen? So oder so ein tolles Motiv, dem sich die Kamera nicht verweigern will.

Unterwegs schon fiel Uta auf, dass sich ihr Nacken „sandig“ anfühlt. Und tatsächlich ist er voller kleiner schwarzer Pünktchen: Der Rauch, den der Etna ausstößt, hat seinen Weg in Form von Asche offenbar auch zu uns gefunden. Das bestätigt sich am Parkplatz: Auch das Auto ist von einer feinen Ascheschicht bedeckt. Den ganzen Tag schon haben wir den Eindruck, dass die Aktivität des Vulkans weiter zunimmt. Und am Abend von Zafferano Etnea aus, meinen wir ihn weit oben noch stärker als am Vorabend leuchten zu sehen.

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