Altböhmische Kleinstädte

Von Spindlermühle nach Jaromir

Der Wetterbericht verheißt Abwechslung: Sonne, Regen, Gewitter! Na, mal sehen. Wir lassen erstmal laufen. Von Spindlermühle geht es rund 17 km nur bergab nach Vrchlabi, zwischendurch stoppen wir kurz an der Staumauer unterhalb von Spindlermühle. Weit ist die Elbe hier noch nicht gekommen, und schon läuft sie zum ersten Mal vor die Wand! Und die existiert bereits seit ca. 100 Jahren, um Überschwemmungen im böhmischen Becken zu vermeiden.

Auf der Staumauer der Krausebauden-Talsperre unterhalb von Spindlermühle

Nach einem kurzen Einkaufsstopp sind wir gerade wieder unterwegs, als mein Schaltzug reißt! Nicht toll, aber so was passiert und ich habe ja einen Ersatz-Schaltzug dabei. Nur keinen passenden Kreuzschlitz, um das Gehäuse der Schalthebel zu öffnen! Da dachte ich, ich hätte alle Schrauben getestet (Nadja: Vollständigkeitstest :-)), um Werkzeugtechnisch komplett zu sein, aber gedacht ist offenbar nicht gemacht 🙁 Diese eine jedenfalls habe ich übersehen. Zum Glück sind wir ja noch in Vrchlabi und hier gibt es den Fahrradladen, bei dem wir uns bereits mit dem fehlenden Ventiladapter versorgt haben. Und zum weiteren Glück hat der auch auf, denn es ist Samstag Vormittag (morgen wär das nicht so gut gewesen!). So bleibt lediglich etwas Zeit auf der Strecke, aber wir sind ja nicht auf der Flucht, wie Uta immer sagt!

Vorläufig fahren wir hauptsächlich Straßen, die aber wenig befahren sind. Unterwegs fällt uns eine Fachwerkkirche mit braunen Holzgefachen auf. Nachdem wir kurz darauf eine zweite sehen, neigen wir dazu, diese Bauweise als lokaltypisch anzusehen.

Fachwerkkirche in Kuncice nad Labem

Hostinne ist die erste der böhmischen Kleinstädte, durch die wir kommen und die von einem weiten, zentralen Marktplatz mit umlaufenden Arkadenhäusern geprägt sind. In der Mitte steht zumeist eine Skulptur, die einen oder auch mehrere Heilige darstellt.

Es ist schwül. Sehr schwül sogar. Bald hören wir hinter uns Donnergrollen, aber es scheint sich hauptsächlich im Riesengebirge abzuspielen, dass wir bereits hinter uns gelassen haben. Zwischen Hostinne und Dvur Kralove, dem alten Königinhof, verlassen wir auch schon mal die Straße und fahren durch Wiesen, auf denen bereits die erste Heuernte „eingerollt“ wurde.

Marktplatz in Hostinne

ehemaliges Bürgerhaus mit den so typischen Arkaden (Hostinne)

Durch Böhmens Hain und Flur

Dvur Kralove

Nachdem uns die Gewitter offenbar immer noch verschonen wollen, radeln wir weiter – nach Jaromir sollten wir heute noch kommen. Nun teils auf expliziter Fahrradtrasse, teils auf unbefestigten Wegen fahren wir elbnah durch Wälder und Wiesen, bis wir unvermutet in Kuks stehen und auf einem Hügel über der Elbe ein großes Barockgebäude sehen: kein Schloss, sondern das Hospital des einstmals mondänen Kurorts.

Da es bei Jaromir keinen Zeltplatz gibt, buchen wir als last-Minute-Aktion noch ein Appartement und überraschen die Vermieter, als wir vor der Tür stehen: sie hatten die Buchungszusage von booking.com noch gar nicht gesehen! Und als wir gerade angekommen sind, fängt es an zu regnen! Wie sagt der Rheinländer: Et hätt noch immer joot jejange! 🙂

Besser als Straßen!

das barocke Hospital von Kuks

71 km / 700 Hm

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Nadja
Nadja
5 Jahre zuvor

Hallo Thomas,
freut mich, dass du in dem Moment an mich gedacht hast :)) Bin gespannt auf weitere Beiträge, sobald ihr Internetzugang wieder bekommt. Freues Radeln und schöne Grüße aus der hannoverschen Straßenbahn. Fahre gerade an Klingerstraße vorbei 😉