Nach einer erholsamen Nacht und einem gemeinsamen Frühstück bei meinem warmshowers-Gastgeber Tomek und seiner Frau bin ich um zwanzig vor acht wieder auf dem Rad und direkt an der Nahe. Es ist Samstag morgen und dementsprechend noch nicht viel los. Wie auch gestern morgen ist es um die Uhrzeit noch frisch und meine Hände werden erst einmal kalt, aber was will man im April erwarten?
Der Nahe-Radweg überrascht mich mit einigen fast spektakulären Landschaften. Und das beginnt schon in Bingen, wo auf der anderen Talseite die Häuser auf Felsklippen hoch über dem Fluss stehen. Hinter Bingen begleitet mich ein morgendliches Vogelstimmenkonzert durch kleine Wälder, an Hecken und Feldern entlang, teils in Sichtweite der Nahe, teils hinter dem Damm, den es hier immer wieder gibt.
Das erste Tagesziel ist dann Bad Kreuznach mit seinen Salinen – langen Holzrahmenwänden mit eingebautem Flechtwerk, über das Sole läuft und dabei teilweise verdunstet. Eigentlich will ich ja nur ein Foto machen, aber da ich direkt das Gefühl habe, vor dieser Wand freier zu atmen, bleibe ich ein paar Minuten stehen, gebe den Bronchien mal etwas anderes als Birkenpollen „zu futtern“ und freue mich über den Salzgeschmack auf meinen Lippen.
In Bad Münster überrascht mich der „Rheingrafenstein“, ein 136 m hoher Porphyklotz, der mal wieder zeigt, welch spektakuläre Landschaften auch Deutschland zu bieten hat! Immerhin hat diese Felsformation auch William Turner 1844 zu einem gleichnamigen Aquarell veranlasst.
Ich folge nun der Alsenz und suche nach einem Bäcker für einen Kaffee und ein zweites Frühstück. Zwar finde ich in jedem Dorf einen Weinverkauf, aber keinen Bäcker – die Pfälzer wissen offenbar ihre Prioritäten zu setzen! Ich bin nun meistens alleine unterwegs, nur selten begegnet mir ein anderer Radfahrer. Dafür fahre ich an blühenden Obstbäumen und Rapsfeldern vorbei (im April!), an Wiesen voller Löwenzahn oder Wiesenschaumkraut und höre jede Menge Singvögel, die ich leider nicht identifizieren kann.
Zwischen Alsenz und Rockenhausen wird der Radweg anstrengender: im Bestreben, die Straße zu meiden, verläuft er über Feld- und Waldwege mal auf der einen, mal auf der anderen Seite des Flüsschens und zieht dabei häufig die Hänge hoch, um nach der nächsten Flussbiegung wieder in die Talsohle abzufallen und den erneuten Anstieg auf dem Gegenhang zu suchen. Trotzdem gibt es immer wieder schöne und trotz Straßennähe meistens ruhige Etappen.
Bei Langmeil überrascht mich eine Aus“besserung“ des Weges mit grobem Schotter. Wie zahlreiche tiefe Reifenspuren zeigen, bin ich nicht der einzige, der hier „grundlos“ ins Schlingern gerät.
Als ich in Münchweiler nach kurzer Müsliriegelpasue wieder losfahre, informiere ich Leo, der mich in Enkenbach abholen will, um mich über einige Waldwege zu sich zu lotsen. Eine saugute Idee, da die Alternative die ab Enkenbach radweglose und viel befahrene B46 darstellt.
Und der Rest des Tages ist Leos aufkommendem Geburtstag gewidmet und wird durch viele Gäste, Essen und Trinken und gemeinsame Musik gestaltet.
Danke, Tuula für die vielen Vorbereitungen – es war wie immer köstlich, was auch der Grund dafür ist, dass diese Blogbeitrag erst einen Tag danach erscheint 🙂
83 km