Starkenburger Hütte – Franz-Senn-Hütte

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Montag, 15.10.

Die Nacht war kalt, zum Glück nur vor der Hütte, und der Wind ist es noch, als die Sonne zwischen den Gipfeln der Serles und Tuxer Alpen und einigen Wolken hervorlugt, die sich von Süden her über den Alpenhauptkamm verirrt haben. Immerhin sind sie nur Einzelkämpfer ohne Tendenz zur Rudelbildung.

Da geht’s lang!

An dem Wasserrinnsal oberhalb der Hütte füllen wir unsere Trinkflaschen auf und dann geht es aufwärts Richtung Seejöchl. Hinter einer Bergschulter tauchen plötzlich schroffe, weiße Felszacken auf, fast wie in den Dolomiten, dabei laufen wir doch im Urgestein der Stubaier Alpen!? Hier im Nordwesten grenzen sie allerdings an die Kalkkögel, 240 Millionen Jahre alte Gesteine, die in einer späten Phase der Alpen-Entstehung durch die Wucht der Kollision Afrikas mit Europa aus dem Raum der heutigen Adria über das zuvor bereits verfaltete und metamorphisierte Grundgebirge hinweg weit nach Norden verschoben wurden. Die Trennlinie zwischen den geologisch so verschiedenen Gesteinen ist hier ungeheuer scharf, wie mit dem Lineal gezogen. Links die dunklen Gneise, rechts die hellen Kalke.

Rückblick zur Starkenburger Hütte. Der Winterraum ist im Gebäude vorne.

Die Kalkkögel

Inzwischen nimmt der Wind zu. Er treibt uns die Stöcke vom Weg und den Rotz aus der Nase. Handschuhe, Mütze, Halstuch, Anorak: alles muss raus (aus dem Rucksack)! Am Seejöchl holt es uns fast von den Füßen! Zum Glück fordert uns der Föhnsturm nicht konstant zum Zweikampf, sondern nur je nach Gelände und Hangorientierung. Der Weg entwickelt sich zu einem herrlichen Höhenweg, mal auf einem Gratrücken (stürmisch!), mal am Hang (erträglich).

vom Winde verweht

Auf dem Höhenweg

Mittagspause

Gegen Mittag bleibt Leo vor mir plötzlich stehen, da nur wenige Meter unter ihm ein Steinadler auffliegt! Zweimal schaut er sich noch nach uns um, um abzuschätzen, ob eine Gefahr von uns ausgeht, während er ohne einen Flügelschlag seine fast zwei Meter Spannweite nutzt, um zügig, aber voller Eleganz das Weite zu suchen. So nah habe ich diese majestätischen Greifvögel bisher nur auf Flugschauen gesehen – und von oben schon gar nicht!

Nach einigen Stunden ist der Weg immer noch schön, aber wir müde und für seine Schönheit nicht mehr so empfänglich. Als wir nach gut sieben Stunden endlich auf der Franz-Senn-Hütte ankommen, empfängt uns ein elektrisch (!) beheiztes Domizil mit Bier im Kühlschrank (gegen Spende abzugeben) und WLAN. Ziemlicher Luxus für einen Winterraum, aber wir beschweren uns nicht 🙂

… und weiter auf dem Höhenweg …

… und noch weiter …

… bis zur Franz-Senn-Hütte

Komfort-Winterraum der Franz-Senn-Hütte

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