Mittwoch, 17.10.
Jede Viertelstunde fährt ein Bus durchs Stubaital. So kommt auch schon einer, kaum, dass wir an der Haltestelle stehen und bringt uns zum Hüttenzanstieg der Sulzenauer Hütte. Für die verbleibenden zwei Tage haben wir ein Programm, das man auch locker in einem absolvieren könnte. Da wir am Freitag aber wieder im Tal sein müssen, um nach Hause zu fahren, ließ sich keine andere Route finden. Egal. So haben wir viel Zeit. Auf einem bequemen Weg laufen wir zur Sulzenauer Alm, die sich nach dem Schatten des Waldes auf einem weiten, nahezu ebenen Talboden sonnengeflutet präsentiert. Am Ende des Talkessels stürzen die Schmelzwässer des Sulzenauferners rund 200 Meter in die Tiefe, spritzend, schäumend und sich überschlagend, als wollten sie möglichst schnell aus dem kalten Schatten des Talschlusses hinaus auf den sonnigen Almboden.
Schön wär’s, wenn die Alm noch bewirtschaftet wäre, ein Kaffee käme mir jetzt gerade recht. Und überraschender Weise hängt noch eine Fahne draußen und zeigt dem Wanderer an: Hey, mach mal Pause und lass ein bisschen Geld da! Die Alm ist ein Highlight! Sie wurde vom Besitzer selber erbaut. Der ist heute 86 und schnitzt seit seiner Grundschulzeit, auch heute noch! Und so gibt es an jeder Ecke der Alm, auf den Wänden, an Stühlen und Tischen, auf der Terrasse ausdrucksstarke und detailverliebte Schnitzereien zu entdecken. Selbst die Verriegelungen der Terrassentüren sind raffiniert gemacht.
Uns gefällt es hier so gut, dass wir nach dem Kaffee noch auf einen Kaiserschmarrn bleiben und dann auch noch einen Espresso hinterher nehmen. Nichts drängt uns, bis zur Sulzenauhütte, unserem heutigen Quartier ist es nur noch eine Wegstunde. Wie gesagt: wir haben heute viel Zeit! Obwohl: die Karte zeigt, dass der Trögler nur 700 Höhenmeter und etwa 2 Stunden von der Hütte entfernt ist und ein fantastisches Panorama auf die Stubaier Gletscherwelt zu bieten verspricht!
Da es immer noch früh genug ist, gehe ich nach dem Hüttenaufstieg mit kleinem Gepäck los, während Leo nach dem gestrigen Abstieg seine Beine schont und nur der in der Nähe liegenden Blauen Lacke einen Besuch abstatten will. Über enge Kehren und sehr ausgesetzt steige ich einen schmalen Pfad die steile Flanke des Trögler hoch, unterbrochen von einigen felsigen und Drahtseil-versicherten Passagen. Nach der Flanke geht es noch rund einen Kilometer in mehrfachem Auf und Ab über den Gipfelgrat, bis ein letzter felsiger Aufschwung zum Gipfel des Großen Trögler in 2.902m Höhe führt. Und der belohnt mich mit blauem Himmel, Sonne und einem tollen Panorama!