Vor 42 Jahren sollte die Halbinsel am Vito Capo im äußersten Nordwesten Siziliens für den Tourismus „erschlossen“ werden. Dagegen formierte sich erheblicher Widerstand: eine Bürgerinitiative entstand. 6.000 Menschen demonstrierten im März 1980 gegen die Bebauung eines der schönsten Küstenabschnitte Siziiens. Der erste Straßentunnel war bereits aus dem Fels gebrochen, als das Projekt gestoppt wurde. Heute existiert hier ein Naturpark zwischen kargen Bergen und türkisblauen Buchten, die nur zu Fuß oder mit dem Boot erreichbar sind. Das aber muss besonders leise sein – es gelten strenge Regeln im Naturpark!
Wir starten jedenfalls bei strahlendstem Sonnenschein am südlichen Eingang und benutzen zunächst den Straßentunnel, der nie seiner Bestimmung übergeben wurde, aber jetzt den Zugang zum Park und einem ersten Informationszentrum vermittelt. Mit uns etliche andere Besucher, selbst ganze Gruppen, die aber weiter über den relativ bequemen unteren Weg den Badebuchten zuströmen. Wir biegen bald nach links ab zum Pizzo Corvo, den wir allerdings nur passieren; betreten dürfen wir ihn nicht. Generell dürfen die Wege nicht verlassen werden! Ist aber auch nicht nötig. Der sizilianische Frühling schwelgt beidseits an den Weg heran. Zistrosen, Disteln, Orchideen und viele andere Blütenpflanzen begleiten uns. Unzählige smaragdgrüne Eidechsen queren den vom Eisenhaltigen Boden rot gefärbten Weg.
Unter einem großen Carobbaum, der uns freundlicher Weise üppig mit Schatten versorgt, machen wir Pause. Wir sind in Sughero, einer aufgelassenen Siedlung, mehr Alp als Ort. Auch ein großer Olivenbaum steht noch als Schattenspender zur Verfügung. Nur zwei Kilometer weiter machen wir die nächste Pause, die Sonne sorgt dafür, dass wir jeden Schatten gerne nutzen, denn viel gibt es davon nicht. Hier ist es ein Mandelbaum, der uns an den verlassenen Häusern von Borgo Cusenza behütet. Auch ein frei laufendes Pferd gesellt sich zu uns ud schaut, was wir so an Essen oder Trinken teilen wollen! Da sind wir allerdings egoistisch!
Bald nach diesem Weiler schwenkt der Weg hinunter zur Küste und dann Richtung Süden, zurück zu unserem Startpunkt. Hier ist wieder mehr los, was aber nicht weiter schlimm ist, denn schön ist der Weg dennoch. Wir kommen an der Grotta dell’Uzzo vorbei, einer riesigen Grotte, in der Tausende von Jahren Menschen wohnten. Ihre Essgewohnheiten sind mittlerweile genauso gut untersucht wie ihr Totenkult: viel Kult gab es da nicht. Da Toten wurden am Rand der Höhle in flachen Löchern begraben, zugescharrt und oben ging das Leben weiter! Eigentlich nicht unsympathisch. Das Leben ist schließlich eine Strecke und die Endpunkte heißen Geburt und Tod, die damit beide zum Leben gehören. Ich mag es, wenn Kulturen das als selbstverständlich erkennen!
Der Rest des Weges ist offenbar auf viele Besucher ausgelegt und angenehm zu laufen: meistens so breit, dass zwei Leute nebeneinander laufen können, mit möglichst geringen Höhenunterschieden und immer wieder schönen Tiefblicken auf blaues Meer und kleine türkisfarbenen Badebuchten. Einigermaßen müde kommen wir wieder am Auto an und freuen uns, dass wir dort noch einen Wasservorrat gebunkert haben!
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Schööööön, die Blumen. Macht Lust auf Urlaub!