Das Weinviertel – wo ist es denn?

Kurz fahre ich am Morgen zurück, um noch eine Außenaufnahme des Schlosses von Lednice zu machen – das war gestern im regen einfach untergegangen. Mähren ist sicher eine Reise wert! Insgesamt war diese Gegend das bisherige Highlight dieser Reise: der mährische Karst, die Schlösser der Familie Liechtenstein, die Wald- und Park-Landschaft, durch die ich jetzt noch einige Kilometer fahre. Auch in Břeclav befindet sich noch eine Hinterlassenschaft der Liechtensteiner: die katholische Pfarrkirche in Poštorná vom Ende des 19. Jahrhunderts, die mit ihrer ungewöhnlichen Grundform eher an eine griechisch-orthodoxe Kirche erinnert.

nochmal Schloss Lednice

Die Pfarrkirche in Břeclav (Poštorná)

Kurz vor der Grenze eine kleine Reflexion auf die Tschechen: während die Jüngeren immerhin meistens Englisch können, spricht selbst grenznah zu Österreich kaum jemnd ein Wort Deutsch! Aber immerhin: die Unfreundlichkeit, mit der wir in Böhmen mitunter bedient wurden (s. Elbe-Radweg), habe ich hier nicht mehr erlebt. Wieder will ich mein letztes einheimisches Geld verschenken. Aber die Kinder sind einfach zu gut erzigen: von Fremden nehmen sie nichts an! Erst die Mutter akzeptiert.

Na shledanou, Česká!

Grüß Gott, Österreich!

Jetzt also Österreich: die Ausschilderung ist perfekt, die Wege auch, selbst Schotterwege sind gut befahrbar – bis auf ein paar Wasserrinnen und Schlammpfützen, was nach den gestrigen Niederschlägen kein Wunder ist – und ab und an gibt es sogar eine Bank für eine kleine Pause. Dafür kostet der Cappuccino (Radtour-Vergleichswährung!) jetzt das Doppelte wie in Tschechien! Aber ehrlich gesagt habe ich mir das Weinviertel, durch das ich jetzt offiziell fahre, ein bisschen anders vorgestellt: mehr Wein, mehr Winzerdörfer, mehr Buschenschenken. Aber die Dörfer, durch die ich komme, sind alle ziemlich leblos, auf den Feldern wachsen Kürbisse und Mais, sofern sie nicht bereits abgeerntet sind.

linierter Mais

Man kann einen Regenguss auch in einem Willkommens-Schild überstehen – 60 cm Dach reichen!

Hinterlassenschaften des letzten Unwetters

Nach einem kurzen Regenguss hat für die letzten 30 Kilometer der Wind noch mal ziemlich aufgedreht, natürlich von vorne und er ist dabei auch reichlich kalt. Zum krönenden Abschluss gibt es dann noch eine Achterbahn: es geht permanent rauf und runter und das ziemlich steil: bergab komme ich so auf über 50 km/h, bergauf schaffe ich es kaum im 1. Gang! Ich bin jedenfalls froh, als ich bei Leni und Bernhard, meinen heutigen Warmshowers-Gastgebern ankomme und warmherzig empfangen werde. Mit einem gemeinsamen Abendessen, Wein aus dem Weinviertel (das es wohl doch gibt, nur nicht gerade am EV 9), Tipps für meinen morgigen Tag in Wien und abwechslungsreichen Gesprächen klingt der Abend aus. Oder nicht ganz: während ich diesen Beitrag schreibe (Leni und Bernhard sind schon im Bett), tobt draußen ein Gewitter, bei dem ich froh bin, drinnen sitzen zu dürfen!

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