Königliches Allgäu

Donnerstag, 29.6.23

Die Nacht war einstellig. Aber schon früh wird es hell und im Zelt warm. Mit dem Geruch der Sonnenmilch in der Nase, die wir an diesem wolkenlosen Morgen großzügig auf allen freien Hautpartien verteilt haben, verlassen wir Wertach. Wir radeln am Grüntensee entlang und erreichen nach sechs Kilometern wieder unseren Radweg, den wir gestern wegen des Zeltplatzes in Wertach verlassen hatten.

In Nesselwang lauert ein Café verführerisch am Straßenrand, aber wir bleiben standhaft. Es ist einfach noch zu früh, um guten Gewissens eine Pause einzulegen.

Nach mehreren kleinen Allgäu-Dörfern, die über einsame Straßen fahrradtechnisch herrlich verbunden sind, ist es dann aber soweit: Bei Eisenberg fahren wir zur Schlossbergalm hinauf und pausieren mit Panoramablick und Kuhgeläut.

In Hopfen am See ist es dann mit der Idylle vorbei. Hier herrscht eine hohe Auto-, aber auch Fußgänger- und Fahrraddichte. Entlang der Landstraße geht es nun nach Füssen. Den Aufgang zum Stadtschloss mit seinen illusionistischen Wandmalereien tun wir uns noch an, ein mögliches weiteres Sightseeing-Programm fällt der drückenden Schwüle zum Opfer. Wir flüchten lieber in ein Eiscafe!

Am Hopfensee

Der Campingplatz in Brunnen nimmt unser Zelt auf und der Forggensee meinen verschwitzten Körper. Für die innere Abkühlung fahren wir abends ins Schloss-Brauhaus nach Schwangau, wo uns die lokale Musikkapelle zusätzlich mit Blasmusik unterhält.

Brunnen: Zeltplatz mit Ausblick auf den Forggensee

Freitag, 30.6.23

Wir tauchen ein in eine olfaktorische Melange aus verschiedensten Deos, Parfüms und Atemausdünstungen, eingebettet in ein internationales Sprachengewirr. Willkommen in Bayerisch Babylonien! Manche nennen es auch die Königsschlösser.

Eigentlich wollten wir ja auf den Älpeleskopf laufen, aber Regen und Gewitterrisiko haben Plan B, das Touriprogramm, aktiviert. Und so finden wir uns am Ticketschalter wieder und können noch eine Führung für Hohenschwangau ergattern. Hier ist der „Märchenkönig“ Ludwig II. im heutigen Souvenirshop aufgewachsen. Erst als er selber König war, durfte er in die Königsräume im 2. Stock umziehen, wo heute noch das Fernrohr steht, mit dem er den Baufortschritt im einen Kilometer entfernten Schloss Neuschwanstein verfolgen konnte. In seinem Märchenschloss hat er nur 172 Tage gewohnt, bevor er im Starnberger See ertrank. Oder ertrunken wurde. So genau weiß das keiner und sein Tod wird wohl für immer für Spekulationen empfänglich sein.

In den Schlössern gilt übrigens ein uneingeschränktes Fotografierverbot, weshalb ich hier nur „Äußerlichkeiten“ hinterlassen kann. Das gilt auch für Neuschwanstein, das wir wie auch den völlig überlaufenen Aussichtspunkt Marienbrücke mit einem kleinen Spaziergang besuchen.

Nach Kaffee und Kuchen in Schwangau – ach, herrlich, dieses dekadente Touristenleben! – laufen wir zurück zum Campingplatz. So haben wir uns heute zumindest ein wenig bewegt!

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Viktor
1 Jahr zuvor

Faszinierend, dass die alte Marienbrücke die unsäglichen Menschenmassen noch immer tragen kann…