von Dresden nach Kreinitz

Noch ein letztes Mal kommen wir durch die Dresdner Altstadt, die, wie wir gestern gelernt haben, eigentlich die Neustadt ist, während die heutige Neustadt ursprünglich die Altstadt („Altendresden“) war, die aber nach einem verheerenden Brand im Jahr 1685 als „neue Königliche Stadt“ wieder aufgebaut wurde (hat das jemand verstanden?) und heute Morgen sind auch die Tische und Bänke wieder abgebaut, die gestern wegen einer Veranstaltung noch auf dem Platz vor der Frauenkirche standen: ich kann also noch ein optisch „ungestörtes“ Foto machen. Zu kurz war eigentlich die Zeit, die wir uns für Dresden genommen haben, zu viele Orte sind noch ungesehen: das Grüne Gewölbe, die Neustadt, der Große Garten, die Elbschlösser, … Dresden, wir kommen noch mal wieder!

die Dresdner Frauenkirche noch einmal in voller Schönheit

die Elbe bei Coswig

An Radebeul vorbei (Winnetou-Museum – auch nicht gesehen, lässt sich vielleicht ebenfalls in einen etwas ausgiebigeren Dresden-Besuch einbinden) radeln wir sehr ländlich durch das Elbtal, rechter Hand begleitet von Weinbergen: hier befinden sich die nordöstlichsten Weinbaugebiete Deutschlands. Unser Etappenziel heißt Meißen (oder Meissen). Schon der Ortskern weist sehr schöne alte Häuser auf, für die wir uns ja immer wieder begeistern können. Wir laufen hoch zur Albrechtsburg und besichtigen den Meißner Dom, der an der höchsten Stelle des Burggeländes steht, schließlich sollte man auch früher schon immer zum lieben Gott (und dessen Stellvertretern auf Erden) aufschauen. Der zeigt sich zwar einerseits in protestantischer Strenge, wirkt dabei aber sehr ruhig und harmonisch, uns gefällt er jedenfalls.

auf dem Marktplatz in Meißen

Meißen

Meißen

am Meißner Domstift

im Meißener Dom

Altar-Triptychon

im Kreuzgang des Meißner Doms

Bischofsschloss auf der Albrechtsburg

Und dann wollen wir natürlich noch die Porzellanmanufaktur besichtigen. Die Porzellanmanufaktur. Die, die die weltweit erste Herstellung von Hartporzellan durchführte. Gerade beginnt eine sog. Tonbandführung, soll heißen: alle Erläuterungen kommen nicht von einem Führer mit Lizenz zur Beantwortung von Rückfragen, sondern per Raumlautsprecher, der von den jeweils Vorführenden eingeschaltet wird, denn eine Schauwerkstatt gibt es trotzdem. 75% der Angestellten sind „Handarbeiter“: Töpfer, Bossierer oder Gravurmaler. Gebrannt wird zunächst die Rohform aus einem Gemisch von Kaolin, Feldspat und Quarz, worauf dann das erste Dekor aufgetragen und glasiert wird. Erneut wird gebrannt, dann erfolgt das Aufbrand-Dekor, wonach der dritte Brand erfolgt. Dass nahezu alle Arbeitsgänge Handarbeit sind, erklärt die zunächst hoch erscheinenden Preise. Auch wenn uns natürlich nicht jede Form, jedes Dekor gefällt, haben wir großen Respekt vor der Arbeit, die darin steckt. Die Ergebnisse sind auf jeden Fall faszinierend.

Die Rohform wird mit Lehren auf eine einheitliche Wandstärke reudziert

Jedes Detail jeden Dekores wird von Hand aufgetragen. Zur Stabilisierung liegt der rechte Arm auf dem Tisch und der linke drückt den Teller gegen dessen Unterseite

im Figurenmuseum: Don Quijote

im Figurenmuseum: ein Mops von 1830

sogar an Orgelpfeifen hat sich die Porzellanmanufaktur versucht – es hat zwar lange gedauert, bis es funktionierte, aber schließlich doch geklappt!

Hinter Meißen kann man links oder rechts der Elbe weiter radeln. Wir entschließen uns für links und zweifeln bald, ob das die richtige Entscheidung war, da wir einige Kilometer an der B6 entlang radeln, zwar immer auf eigenem Weg, aber laut ist es trotzdem. Schließlich schwenkt die B6 ab, es wird ruhig und wir sehen wieder die Vögel, die ich teils nur noch aus meiner Kindheit kenne: Stare, Spatzen, Grünfinken, auch Bachstelzen und Buchfinken. Daneben hören wir den Kuckuck, sehen Turmfalken und Fasanen und fahren endlose Lindenalleen entlang. Die gab es übrigens  auch schon an der tschechischen Elbe und da standen immer wieder Frauen und Männer, die die Blüten geerntet haben – diese Arbeit macht sich hierzulande offenbar niemand, Lindenblütentee kann man schließlich auch in der Apotheke kaufen.

Da der Zeltplatz in Mühlberg, den wir eigentlich angepeilt hatten, nach dem langen Aufenthalt in Meißen doch zu weit weg ist, quartieren wir uns in einem Landgasthof in Kreinitz ein, über dessen historische Bedeutung es morgen noch etwas zu erzählen geben wird.

Schloß Hirschstein zwischen Meißen und Riesa

70 km / 340 Hm

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