Samstag, 20.9.25

Heute wollen wir Söldens stille Seite abschließen. Dazu müssen wir erst einmal wieder die 600 Höhenmeter hinauf, die wir gestern schon abgestiegen sind. Um zehn vor Acht gehen wir los, der Hang liegt noch im Schatten. Aber bereits nach einer Viertelstunde erwischt uns die Sonne. Jetzt wird es warm, das Hemd wandert in den Rucksack. Trotz der 11 Grad, die das Thermometer an Fiegls Gasthaus heute morgen anzeigte, ist das T-Shirt im Aufstieg absolut ausreichend.

Der Weg schlängelt sich mit vielen Serpentinen und in angenehmer Steigung genußvoll in die Höhe.
Um 9:30 Uhr sind wir am Seekarsee.

Durch die nachfolgenden Blockfelder ist ein Weg mit vielen waagrecht liegenden Platten und Stufen gelegt – toll gebaut! Der Weg kulminiert in der „Himmelsleiter“. Ganze Treppen sind hier aus den vorhandenen Felsplatten in eine steile und ausgesetzte Flanke gelegt, die vom Hohen Nebelkogel herabstürzt. Wie man auf die Idee kommen kann, durch dieses Gelände einen Weg zu bauen, ist schon irre.


Wir laufen hinüber zum Hohen Nebelkogel und sind nun auf 3.185 m Höhe. Dies ist ein Berg, der für Leo mit viel persönlicher Geschichte aufgeladen ist. 1979 hat er hier botanisch geforscht, 1983 aufgrund eines Gelübdes das erste Gipfelkreuz hinaufgeschleppt. Das ist zwar längst mehreren Blitzen zum Opfer gefallen, wurde aber von Thomas Grollmus, dem aktuellen Wirt der Hochstubaihütte in denselben Dimensionen wieder aufgebaut. Vom alten liegt aber noch ein Stück des Längsbalkens herum, aus dem Leo uns eine Pausenbank baut.

Fast eineinhalb Stunden verbringen wir auf dem Gipfel, genießen die auch heute wieder fantastische Fernsicht, buchen unsere morgige Rückfahrt und entlasten unsere Rucksäcke – das Futter muss ja schließlich auch mal weg!

Wir laufen an der bereits geschlossenen Hochstubaihütte vorbei und steigen zum Laubkarsee ab. Den ganze Weg verläuft durch Schutt und Blockwerk, während Leo sich noch an lange Schneefelder erinnert, die den Abstieg wesentlich angenehmer machten. Die hätte ich jetzt auch lieber, am siebten Tag unserer Tour haben wir langsam genug von Schutt und Blöcken.

Der See entschädigt uns dann wieder von den Strapazen – so idyllisch liegt er im Kar. Und auch hier ist es wieder die Wildspitze, Tirols höchster Berg, der die Blicke auf sich zieht – sofern man hinschaut und nicht mit geschlossenen Augen die Ruhe genießt.

Und wenn man genauer hinschaut, sieht man in den Wolken auch bereits die ersten Vorboten des anstehenden Wetterwechsels. Uns beunruhigt der aber in keinster Weise: wir fahren morgen wieder nach Hause. Wir hatten eine fantastische Tourenwoche und unglaubliches Wetterglück. „Söldens stille Seite“ ist abgeschlossen. Und wer weiß, vielleicht schließt auch Leo nun mit dem Ötztal ab. Eine bessere Gelegenheit wird sich nicht mehr ergeben!

Anmerkung: Der Fairness halber sei gesagt, dass nicht alle Fotos dieser Tour von mir sind! Einige wurden von Leo aufgenommen, meist unschwer daran zu erkennen, dass ich darauf zu sehen bin 😊Sind wir beide auf einem Foto, war es meist der Fern- und manchmal der Selbstauslöser.
Ich schaue und lese leider erst im Nachhinein. Danke für die Tour und die wieder tollen Bilder.
Auch im Nachhinein kann man dabei sein! 🙂
Tolle Wanderung. Und die Himmelsleiter ist ein Highlight!
Definitiv. Und auch gut für einen cliffhanger. Denn natürlich habe ich da auch gefilmt! 😁
So eine Wahnsinnstour,
lieber Thomas,mit vielen Höhen und Tiefen( Blockfelder zB) und fantastischen Aussichten sowie biografischen Erinnerungen! Da habt ihr beide viel geleistet mit den Strapazen der unzãhligen Höhenmeter.. und den Belohnungen der Panoramaaussichten. Ich bin froh,dass ihr heil auf dem Rückweg seid,denn die Steinschlaggefahr war unübersehbar. Bis bald mal wieder in heimischen Gefilden. Glatte(!!!) Rückfahrt diesmal !
Hallo liebe Christa,
vielen Dank fürs „Mitfiebern“. Ja, wir hatten diese Mal richtig Glück mit dem Wetter. Und außerdem den Ausgleich zum letzten Jahr, wo wir die geplante Tessin-Tour wegen meiner Corona-Erkrankung frustriert abbrechen mussten.
Wir sind übrigens schon wieder wohlbehalten zu Hause angekommen. Wegen WLAN- bzw. Mobilfunk-Engpässen hatte sich die Berichterstattung der letzten Etappen um drei Tage verzögert.
Also bis demnächst mal wieder!