Toruń / Thorn

Erst einmal der versprochene Nachtrag zu gestern: Rund 10 km vor der Innenstadt tauchte plötzlich rechts am Weg ein fantastisches modernes Kirchengebäude auf einem weitläufigen Platz auf: das musste ich mir einfach anschauen. Sehr hell von außen wie von innen, mit großflächigen realistischen Gemälden in kräftigen Farben sowie Skulpturen in Weiß und Gold. Laut Wikipedia handelt es sich dabei um einen Neubau von 2016 mit dem sperrigen Namen „Sanktuarium der Jungfrau Maria Stern der Neuevangelisierung und des hl. Johannes Paul II.“ – darauf muss man erst einmal kommem! Drinnen fand gerade eine Messe statt und die Akustik war vom Feinsten! Der Gesang der Gemeinde wurde von einem natürlichen Hall getragen und die Orgel hatte Register, die ich noch nie gehört habe! Beeindruckend! Nur die heroisierenden, großformatigen Wandskulpturen wichtiger polnischer Schlachten auf der Rückseite des Gebäudes haben mich dann schon fragen lassen, ob auch die katholische Kirche schon ins 21. Jahrhundert gefunden hat.

Das Sanktuarium der Jungfrau Maria Stern der Neuevangelisierung und des hl. Johannes Paul II.

Im Innern des Gotteshauses

So, jetzt aber zu heute: Eigentlich wollte ich erst gepäckfrei nach Thorn hinein und anschließend das Zelt abbauen und weiterfahren. Jetzt sagt der Wetterbericht aber, dass es ab 10 Uhr regnen soll. Ok, das heißt Planänderung: Erst abbauen, damit ich das Zelt trocken einpacken kann und dann in die Stadt. Aber was ist das? Da schickt der Regen eine Vorhut! Es ist doch erst 10 nach 9! So kommt das Zelt doch nass in den Sack – gemeiner Weise kommt anschließend auch kein weiterer Regen! Thorn ist auf Grund seines geschlossenen mittelalterlichen Stadtensembles UNESCO-Weltkulturerbe. Darüberhinaus auch Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus, der im 16 Jahrhundert mit dem geozentrischen Weltbild aufräumte, was damals schlicht als „Spinnerei“ abgetan wurde. Und auch die „Thorner Kathrinchen“ kommen hierher, kleine Lebkuchen, die aber eher zu Weihnachten passen als zu 25 Grad Celsius.

Einige Impressionen aus Thorn:

So, jetzt will ich möglichst direkt wieder zum Eurovelo. Möglichst direkt heißt leider auch mit viel Verkehr und wenig Radwegen. Und wenn unter Hunderten von Autofahrern nur zwei sind, für die Radfahrer und Nichts identisch sind, kostet das reichlich Adrenalin und Nerven. Meine Nerven! Da hilft nur, das Rad breiter zu machen als es ist. Und so schneide ich mir im Wald einen Zweig mit viel Grün und stecke ihn quer ins Gepäck. So! Das nennt man Selbstschutz. Und es funktioniert!

Selbstschutz!

Trotzdem reicht mir das permanente und laute Vorbeirauschen der Autos langsam. Ich muss ja nicht hierher fahren! Es gibt ja noch Alternativen. Und so biege ich in Gniewkowo nach Westen ab, um nach rund achte Kilometern wieder auf dem EV9 zu sein, der hier wieder über Nebenstraßen geführt wird und das relativ eintönig durch unspektakuläre, agro-industrielle Landschaften.

Nanu? Hier sind wohl die Betonplatten ausgegangen! (war zum Glück nicht mein Weg)

Da kein Campingplatz in der Nähe ist, versuche ich es heute erstmals mit wild zelten. An einem See, allerdings auch nicht all zu weit von ein paar letzten Häusern der letzten, nicht asphaltierten Sackgasse in die letzten Felder versuche ich mein Glück, in dem ich erst einmal meine neueste Errungenschaft, einen Wasserfilter nutze, um mir zwei Liter Trinkwasser aus dem See zuzubereiten. Mein Treiben bleibt auch nicht lange unentdeckt, wird aber nach kurzer Hand-und-Fuss-Konversation gestattet. Ich darf sogar auf der gemähten Wiese unterhalb des Hauses zelten!

Mein Wasserfilter bei der Arbeit!

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Viktor
5 Jahre zuvor

Den Trick mit dem Zweig als Abstandshalter ist gut – muss ich mir merken 🙂