Tag 2: von Breisach nach Strasbourg

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Morgens um Sieben ist die Welt nicht mehr in Ordnung. Erst bearbeitet die Müllabfuhr alle Mülltonnen unter unserem Fenster (und in der gesamten Fußgängerzone), dann kommt die Kehrmaschine – viermal! Das war’s dann wohl mit Schlafen. So haben wir eben schon vor dem Frühstück gepackt und sind um 9 Uhr bereits unterwegs.

Und noch einmal führt uns unser Weg nach Neuf-Brisach. Den achteckigen Grundriss der Festungsstadt und die schachbrettförmige Anlage der Straßen mit dem zentralen Exerzierplatz, der heute als Marktplatz genutzt wird, erkennt man von den Rädern aus natürlich nicht. Um diese zu Beginn des 18. Jahrhunderts geschaffene Anlage Vaubans würdigen zu können, müssten wir wohl in die Luft gehen.

Da müssen wir jetzt durch!

Stattdessen geht es durch Maisfelder, die wegen der sommerlichen Temperaturen geduscht werden und – da die Reichweite der Wassersprenger sehr großzügig eingestellt ist – wir auch. Ein kurzes Stück am Canal de Neuf-Brisach wird abgelöst von der Durchfahrung einiger Dörfer und neuerlicher Felder bis wir den Canal du Rhône au Rhin erreichen, dem wir die nächsten 57 km bis Straßbourg folgen. Nur einmal fahren wir ab, um in Boofzheim eine Boulangerie aufzusuchen – Kaloriennachschub!

Canal de Neuf-Brisach

Fachwerk-Ensemble in Boofzheim

Der Rhein-Rhône-Kanal wird heute hauptsächlich von Hausbooten genutzt, eine warenwirtschaftliche Bedeutung hat er nicht mehr. Dafür fährt es sich im Schatten der Apfel-, Platanen- oder Kastanienalleen wunderbar klimatisiert.

Hausboot auf dem Rhein-Rhône-Kanal

Im „Dschungel“ (Rhein-Rhône-Kanal)

Schließlich schmerzt der Hintern, es ist heiß, die Beine sind müde, die Reisegeschwindigkeit ist auch nicht mehr das, was sie mal war – kein Bock mehr, aber plötzlich stehen wir vor unserm zuvor gebuchten Hotel – die Dusche entschädigt für Vieles!

Straßbourg wäre natürlich für sich alleine schon eine Reise wert. Die Stadt wird von mehreren Flussarmen durchflossen, was ihr neben der Hauptattraktion des Straßburger Münsters eine ordentliche Portion Charme verleiht.

Straßbourg

Strassburger Kanalidylle

Natürlich ist die riesige Kathedrale der Hauptanziehungspunkt und auch für uns ein Muss. Obwohl sie mit ihrem einen Turm – der Südturm wurde trotz aller Planungen nie gebaut – ja schon etwas derangiert aussieht. Die Erhabenheit, die sie bei einem Anblick aus der Ferne ausstrahlt, weicht einer gewissen Bedrückung, wenn man ihr als Fußgänger begegnet; so eng ist die umliegende Bebauung, dass man das Gefühl bekommt, sie könnte auf einen herabstürzen.

Wo hören die Häuser auf? Wo beginnt das Münster?

Lässt man sich aber auf sie ein und betritt sie, so beeinddruckt einen das Langhaus mit der an der Wand klebenden „Schwalbennest-Orgel“ und die astronomische Uhr, deren Vorläufer bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen und die von 1838 bis 1842 renoviert wurde. Und hier zitiere ich mal die Wikipedia:

Die Uhr zeigt die Erdbahn, die Mondbahn und die Bahnen der Planeten Merkur bis Saturn an. Am erstaunlichsten ist das Räderwerk, das in der Silvesternacht abläuft und das Basisdatum für die beweglichen Feiertage errechnet. Den Rekord für langsam drehende Zahnräder stellt wohl der Teil der Uhr auf, der die Präzession der Erdachse nachbildet – eine Umdrehung in 25.800 Jahren. Sie ist aber auch die weltweit einzige Uhr, die 13 Uhr schlägt.

die astronomische Uhr

Im Strassburger Münster, links oben die „Schwalbennest-Orgel“

Natürlich steigen wir auch mal wieder auf den Turm – Kirchenbesichtigung ohne Turmbesteigung geht irgendwie nicht 🙂 bevor wir am Abend in einer der vielen Touristenrestaurants einen überteuerten Elsässer Baeckeoffe verdrücken.

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