An Sieg und Wied – Tag 2

Diese Nacht habe ich im 1000-Sterne-Hotel geschlafen. Ich hab mir das beste Bett ausgesucht, alle Zimmer waren frei! Morgens ist es allerdings ziemlich kalt, Gras und meine Brille und alles, was ungeschützt lag, ist gefroren. Das Zusammenpacken dauert, weil ich immer wieder meine eiskalten Hände in den Hosentaschen aufwärmen muss.

ziemlich kalt heute morgen!

Ich starte in der Daunenjacke. Schon bald muss ich bergauf kurbeln, um auf die Höhe nach Hilgenroth zu kommen. Das wärmt immerhin die Oberschenkel, aber die Füße bleiben kalt, weil die metallischen Cleats der Radschuhe ganz tolle Kältebrücken sind.

Bis Altenkirchen muss ich fahren, um im Cafe Hehl ein Frühstück zu bekommen. Dabei gibt es immerhin Brötchen bis zum Abwinken. Währenddessen trocknen Schlafsack und Plane.

Eine Horde Wildschweine kreuzt meinen Weg!
beim Frühstücken kann die Plane trocknen

Dafür, dass ich eigentlich das Wiedtal hinunter fahre, geht es ab Altenkirchen zeitweilig ganz schön bergauf. Das liegt wohl daran, dass das Tal hier schon schmal ist und nur die Autostraße hinein passt. Obwohl die Autos mit bergauf, bergab ja weniger Mühe haben als ich. Aber im Zeitalter der Pedelecs spielen Steigungen ja eh keine Rolle mehr – nur, dass ich gerade mal wieder mit dem Bio-Bike unterwegs bin. Naja, wie heißt der alte Macho-Spruch so schön: Alles, was nicht unmittelbar zum Tode führt, dient der Abhärtung!

Das ist wohl der Grund, warum Burglahr Burglahr heißt
Und hier folgt der Radweg mal wieder einer alten Bahntrasse und damit durch den Tunnel

Einen spontanen Stopp gönne ich mir am Kloster Ehrenstein, einer Klosteranlage aus dem 15. Jahrhundert, die nach einer wechselhaften Geschichte mit Zerstörung im 30jährigen Krieg (die Schweden waren’s!), Säkularisierung (durch die Regierung des Herzogtums Nassau) und Wiederbesiedlung (durch Franziskaner) heute eine Tagungsstätte beinhaltet. Zwischendurch fungierte es auch noch als Priester-Knast, das nennt sich dann Demeritenhaus oder „Korrektionsanstalt für straffällig gewordene Geistliche“. So oder so ist die ganze Anlage heute in einem sehr anschauungswürdigen Zustand.

Unterhalb von Neustadt / Wied (Autofahrer kennen das) liegt der Radweg auf separater Trasse, meistens auf der anderen Talseite der Straße. Zumindest für einige Kilometer. Dann geht es wieder auf der Straße weiter, die hier aber immerhin wenig befahren ist.

Und hier überqueren die A3 (links) und die ICE-Strecke Köln-Frankfurt (rechts) das Wiedtal

Ja und so zieht sich das Wiedtal hin, mit immer wieder schönen Abschnitten, die sicherlich noch schöner wären, wenn das Frühlingsgrün nicht nur auf den Wiesen, sondern auch schon auf den Hängen und in den Wäldern eingezogen wäre. So ist alles noch ein wenig winterlich graubraun.

Altwied

Gegen 18 Uhr bin ich in Neuwied. Eigentlich habe ich keine Lust, mir im engen und durch Straße und Bahnlinie lauten Rheintal nochmal ein Schlafquartier zu suchen. So steige ich kurzerhand in den Zug nach Königswinter. Nochmal eine Stunde auf dem Rad und ich bin zu Hause.

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2 Kommentare
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Christa+Reppel
Christa+Reppel
2 Jahre zuvor

Tolle Bilder, Thomas, ausgefallene Blickwinkel und bei dem super Wetter färbt der blaue Himmel die Landschaft sommerlich-hell.! Ich meine, dabeigewesen zu sein. Total neidisch wurde ich beim Anblick deines vereisten wilden Biwaks, obwohl die frostigen Folgen für dich erstmal nicht so angenehm waren. Mich erinnerte dies Foto an meine Outdoor-Nächte in Ostgrönland, da stiegen fantstische Bilder in mir hoch. Aber auch an der Ahr und auf der Terrasse baue ich ab und zu mal mein Biwak auf – auch eine kleine Auszeit dann. Jetzt genieße ich die Natur ausgedehnt auf dem Balkon, da ich in Quarantäne bin. Aber am 2.4.… Weiterlesen »