Sonne, Wind und Schnee – Föhn im Allgäu

Allgäuer Höhenweg – Teil 1

Di, 15.10.

Die Fahrt von Freiburg nach Oberstdorf dauert dann doch länger als gedacht. Eigentlich wollten wir mit der Söllereckbahn hochfahren und dann den Grenzkamm zwischen Kleinwalsertal und Trettachtal entlang zur Fiderepasshütte laufen. Aber dafür ist es schon etwas spät, wir würden erst im Dunkeln ankommen. Also nehmen wir die Fellhornbahn, mit der wir den Grat und die Zeit halbieren.

Auf dem Fellhorn scheint die Sonne. Etliche Ausflügler sind auf den breiten Wegen unterwegs, auf denen wir Richtung Kanzelwand gehen.Wie kann es im Oktober in 2.000m Höhe nur so heiß sein? Hemd bzw. Fleece wandern in den Rucksack und kommen erst auf dem Gipfel der Kanzelwand wieder heraus, weil hier auch der Wind geht. Der erste Gipfel nach noch nicht mal einer Stunde Gehzeit!

Im Westen schieben sich die Wolken langsam über die Jöcher. Der Wetterbericht hatte Regen für die erste Nachthälfte prognostiziert. Hoffentlich halten sich die Wolken daran! Von der Kanzelwand aus können wir entweder über die Walser Hammerspitze und von Westen her zur Fiderepasshütte aufsteigen oder den Grat östlich umgehen. Da die Wolken von Westen kommen, entscheiden wir uns für die östliche Variante, so bleiben wir länger in der Sonne. Irgendwann wird es dann doch grau – erst über und dann um uns herum. Die Sicht sinkt auf zehn Meter. Zum Glück ist der Weg deutlich zu erkennen und leitet uns problemlos zur Hütte.

Aus der erwarteten ruhigen Nacht im Winterraum wird allerdings nichts: eine Azubi-Gruppe mit Ausblider und Kommunikations-Trainerin befindet sich als Teambuilding-Maßnahme hier oben. Der Winterraum hat acht Schlafplätze – in dieser Nacht sind wir 12!

[sgpx gpx=“/is/htdocs/wp13020639_ENHI41MCAF/www/wp13020639_wpr384l/wp-cb9ea-content/uploads/gpx/Allgäu_1.gpx“]

Mi, 16.10.

In der Nacht hat es geschneit. Wir stehen eine 3/4-Stunde vor der Azubi-Gruppe auf, frühstücken schnell und verabschieden uns, bevor alle aktiv werden. Wir steigen zur Fiderescharte auf. Zunächst ist es noch grau um uns herum, aber über uns changiert es bereits in ein milchiges Hellblau. Über der Scharte vor uns wird die graue Masse honigfarben – die Sonne geht auf und löst die Wolken nach und nach auf. Wolken, Himmel, Schnee, milchig verwischte Grate lassen uns stehen und staunen – phantastische Stimmungen, die für alle Anstrengungen mannigfach entschädigen! Was für ein Glück, dass wir schon so früh unterwegs sind!

Wir sehen den Einstieg zum Mindelheimer Klettersteig, steigen aber vorher links ab zum Krumbacher Höhenweg, dem wir bis zur Mindelheimer Hütte folgen, wo wir dann erst einmal eine Pause einlegen. Die Hütte wird gerade winterfest gemacht. Viele Helfer sind damit beschäftigt, Kisten und Kästen aus den Wohn- und Wirtschaftsräumen zum Materiallift zu tragen. Es ist noch nicht mal 11 Uhr. Die Azubi-Gruppe wird heute hier übernachten, so nehmen wir noch die 5-std-Etappe zur Rappenseehütte in Angriff.

Am Haldenwanger Bach erreichen wir mit 1.522m Höhe den niedrigsten Punkt unserer Tour. Der anschließende Aufstieg zum Schrofenpass geht imponierend durch eine Felsflanke. Beeindruckend ist auch der tief eingeschnittene Mutzentobel, den wir auf dem Weiterweg queren müssen. Nach einer weiteren Pause erreichen wir gegen 17 Uhr die Rappenseehütte, wo wir den See als Badezimmer nutzen, bevor wir den Ofen anstochen, dem Sonnenuntergang zuschauen, kochen und irgendwann schlafen gehen.

Ach ja, heute ist außer uns nur ein weiterer Mensch im Winterraum: Alex, ein gebürtiger Russe aus Stuttgart, mit dem wir ein wenig plaudern. Alex hat sich nicht wie wir ein wenig im See gewaschen – er ist im eiskalten Wasser geschwommen und kommentiert den durch den Ofen leidlich erwärmten Raum mit den Worten: „Hier ist ja Sommer“ 🙂

[sgpx gpx=“/is/htdocs/wp13020639_ENHI41MCAF/www/wp13020639_wpr384l/wp-cb9ea-content/uploads/gpx/Allgäu_2.gpx“]

Fortsetzung folgt!

Kommentare abonnieren?
Benachrichtige mich bei
guest
4 Kommentare
neueste
älteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen
Viktor
4 Jahre zuvor

Ich stimme Angelika bei: Die Fotos sind mal wieder wunderschön. Die Mischung aus Sonne, Wolken, Nebel und Bergen ist ja auch die beste Kulisse 🙂
Mein persönlicher Favorit ist „Im Anstieg zur Fiderescharte“.
VG
Viktor

Angelika
Angelika
4 Jahre zuvor

Liebe Lisa, lieber Thomas,
bin wie immer begeistert von den schönen Fotos (Wanderin über dem Nebelmeer oder die Wolkenstimmung) und freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung. Ein sonniges, trockenes Wochenende wünsche ich euch. Viele Grüße Angelika