Stairway to heaven

Nach einer mückenreichen und kühlen Nacht bauen wir zügig unser Zelt ab, um zum Besucherzentrum des Connemara Nationalparks zu fahren. Der Vormittag soll laut Wetterbericht noch trocken sein, bevor mittags ein umfangreiches Regengebiet hereinziehen soll und den Rest des Tages verwässert. Das reicht für eine kurze Tour auf den Diamond Hill – auf gälisch: Binn Ghuaire. Schürfen braucht hier allerdings niemand. Dass die Form ein wenig an einen Diamanten erinnere, sei eine mögliche Erklärung für den Namen, wird uns im Besucherzentrum erzählt.

Diamond Hill

Wir laufen auf einem breiten, gut ausgebauten Weg, der ganz offensichtlich Tausende von Besuchern pro Jahr aufnimmt, durch ein Torfmoor, in dem vereinzelt Wollgras blüht. Lerchen begleiten uns zwitschernd und ab und an hören wir ein Raufußhuhn knarzen. Es ist wohl ein Moorschneehuhn, das hier häufig vorkommt – sehen können wir es nicht. Bald steigt der Weg an, sumpfige Passagen werden durch Holzbohlen überbrückt, der Blick weitet sich nach Westen auf die Meeresbucht des Ballynakill Harbour. Das Gelände wird felsiger und nun verläuft der Weg über regelrechte Treppen, die aus gebrochenen Platten des lokalen Kristallingesteins gelegt wurden. In 419 Metern Höhe erreicht die Treppe den Himmel. Der ist zwar ganz schön grau, lässt aber den Blick auf die „Twelve Pins“, eine Gebirgsgruppe um das Glencoaghan noch zu. Auch den Kylemore Lough mit der gleichnamigen Abtei, ein Touristenmagnet ersten Ranges ist von hier oben zu sehen.

Ballynakill Harbour und Tully Mountain
Am Gipfel, Blick zu den Twelve Pins

Warum überhaupt dieser Wegebau, der ja zumindest kein ursprüngliches Gehen mehr vermittelt? Wenn die Besucherströme, die selbst an einem bedeckten, Regen erwartenden Tag wie heute erstaunlich sind, nicht kanalisiert werden, werden aus Wegespuren bald immer breiter werdende Ablaufrinnen, Abschneider sorgen für die Demontage der labilen Hänge und die Erosion entblößt den Berg über kurz oder lang bis auf den nackten Fels. Der Torf, der nach der letzten Eiszeit über mehrere Tausend Jahre gewachsen ist, ist in den letzten 50 Jahren zum größten Teil abgebaut worden. Lediglich 17.000 Hektar – 1,5% dessen, was noch vor 500 Jahren existierte – konnten noch unter Schutz gestellt werden. Connemara besitzt immerhin die größten zusammenhängenden Torfgebiete Irlands. Dabei hat der Nationalpark natürlich eine besondere Schutzverantwortung.

Kylemore Abbey

Der Regen kommt freundlicher Weise tatsächlich erst mittags, als wir bereits wieder am Besucherzentrum sind.

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