Schlüsselburg – Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen stand von vorn herein als Übernachtungsort fest, da Martins Mama dort wohnt und mir schon, als ich von dem Plan erzählte, Quartier angeboten hat. Hinzu kam, dass Martin an dem Freitag hier ein Konzert geben wollte, weshalb ich nicht direkt von Hannover hierher gefahren bin, sondern die Schleife übers Steinhuder Meer und Schlüsselburg gedreht habe. Leider musste das Konzert abgesagt werden 🙁 Trotzdem freue ich mich, dass Angelika mich so freundlich aufgenommen hat. Aber der Reihe nach:

Bei der Ausfahrt aus Schlüsselburg beäugt mich ein Bussard skeptisch von einem Alleebaum herunter, weigert sich aber, wegzufliegen – muss er auch nicht, ich bin bald vorbei. In Müsleringen verlasse ich die Landstraße und biege auf Feldwege ab. Es riecht nach Viehwirtschaft. Die Felder und auch die Wege, über die ich fahre, sind von Gülle übersät. Es ist atemberaubend! Kurze Zeit später höre ich Gänse schnattern, nur: wo sind sie. Jedenfalls nicht auf den Wiesen. Ich höre sie auch eher in der Luft, sehe sie aber nicht fliegen. Auf einmal entdecke ich sie auf einem Baum! Gänse auf dem Baum? Und ich dachte, die gibt’s nur im Wasser oder auf Wiesen!?

Plötzlich klackt es mal wieder bei jeder Umdrehung des Hinterrads. Ich halte an, schaue nach und sehe ein abgebrochenes Ästchen. Leider hängt da noch was dran: ich ziehe einen ein Zentimeter langen Dorn aus dem Mantel. Hoffentlich hing der nur waagrecht im Profil. Aber die Annahme war natürlich ziemlich blauäugig: ich komme noch etwa 20 Meter weit, dann fahre ich auf der Felge. So ein Mist! Reifenflicken bei 0 Grad und kaltem Wind? Darauf hab‘ ich jetzt echt keinen Bock! Zum Glück habe ich noch ein Pannenspray im Werkzeug, das muss jetzt rein und wird sicher bis zum nächsten Fahrradladen halten!

Panne!

alte Bahntrasse (?) auf dem Weg nach Petershagen

Bis Petershagen fahre ich auf einer eigenen Radtrasse, weit entfernt von jeder Straße, offenbar eine frühere Bahntrasse. Bahntrassenradwege gibt es mittlerweile fast überall in Deutschland. Nachdem die Bahn in den 70er-Jahren die Provinz abgeschrieben hatte, ist das nun das perfekte Recycling.

In Petershagen gibt es leider keinen Fahrradladen und so fahre ich weiter bis Minden. Kurz zuvor kreuzt der Mittellandkanal in einer Trogbrücke die 13m tiefer liegende Weser die über Schleusen an den Kanal angebunden ist.

In Minden lasse ich den Schlauch wechseln und sehe mir derweil das Städtchen mit der schönen Altstadt und dem außen romanischen, innen weitgehend gotischen Dom an.

Mindener Altstadt

Giebel der Löwenapotheke

Nachdem ich mein Fahrrad gegen Bereitstellung kleiner Scheine wieder ausgelöst habe, fliege ich – Wind von hinten, Sonne von vorne – die Weser entlang auf deren Durchbruch durch das Weser- und Wiehengebirge zu. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Wittekindsberg oberhalb der Porta Westfalica ist schon von weitem zu sehen. Bisher kannte ich es nur vom ICE-Fenster aus. Jetzt will ich endlich mal hinauf. Und so komme ich zu den ersten Höhenmetern des Tages. Oben hat man eine weite Aussicht über die Weser-Landschaft, die allerdings durch einige Gewerbe- und Industriegebiete etwas getrübt wird.

Die Abfahrt geht erwartungsgemäß wesentlich schneller von statten, noch ein paar Kilometer und Angelika begrüßt mich mit warmem Apfelkuchen mit Schlagsahne!

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica

und endlich begrüßt mich der olle Willem auch persönlich!

59 km / 470 Hm

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Nadja
Nadja
6 Jahre zuvor

Hi Thomas,
Der Tag zwei war ziemlich abenteuerlich, wahr!? Ich lese jeden Tag mit großer Interesse deinen Blog – war eine super Idee von dir!
Viele Grüße auch von Sebastian und bis bald in deinem Blog
Nadja